Das Apartment hat die Größe des Kartons einer Minipizza. Ausgestattet mit dem Nötigsten erfreut es sich Spartanität auf höchstem Niveau. Meine Gedanken drehen durch, als ich heute morgen davon träumte, Licht in meiner fensterlosen Duschkabine zu haben. Gäbe es keine Wände, würde man den Eindruck haben, direkt auf dem Zebrastreifen der Hauptverkehrsstraße zu schlafen. Noch vor Sonnenaufgang weckt mich die städtische Müllabfuhr mit einer sanften Melodie. Ich glaube, ein Glascontainer hat ebenfalls vor meinem Haus sein schattiges Plätzchen gefunden. Recyceln sollte man bitte nicht vor 5:30 Uhr, liebe Anwohner! Ja, und würde ich auch nur ein klein wenig mehr französisch als Bitte und Danke verstehen, hätte ich heute Nacht damit zugebracht eine mehrbändige Enzyklopädie über ein nachbarschaftliches Ehedrama zu schreiben. Auch gegenüber bei „Chez Marie“ gibt es keine Ruhezeiten. Mittendrin statt nur dabei! Ich überlege, mir mein Frühstück aus dem Fenster rufend zu bestellen und mit einem gekonnten Wurf in die erste Etage liefern zu lassen.
Hm, ich weiss jetzt nicht so genau, ich es der dauerhafte Alarmton des Weckers von nebenan oder ein nicht enden wollender Feueralarm. Ich entschied mich für Variante drei, das Grundrauschen meines schnupfenbedingten Tinnitus in meinem rechten Ohr. Dann drehte ich mich noch einmal in meinem Hochbett um bis die unüberhörbaren Straßenbauarbeiten begannen. Es war unmissverständlich Zeit zum Aufstehen.
Mein Tag beginnt mit einer kalten Dusche in meiner unbeleuchteten Nasszelle. Warmes Wasser wird überschätzt. Licht auch. Schnell gelernt sitzt bald jeder Handgriff nahezu in Perfektion. Zur optischen Überprüfung gehe ich schnell in den 24h Minimarkt an der Ecke, die haben einen Ganzkörperspiegel am Eingang. Sicherheitshalber pack ich zum Nacharbeiten noch schnell mein Reiseglätteisen ein.
Dann erfreute ich mich über einen streng riechenden Käse auf Zwieback und den eindringlichen Wunsch, Chez Marie würde mal kurz eine Pause einlegen.
Der Tag beginnt. Guten Morgen Nizza!