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All posts for the month Dezember, 2013

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Ist das schon hell draußen? Oder wird es grad wieder dunkel? Oder kommt da noch was?

Der erste Morgen zu Hause. Der Kühlschrank gähnte mich mit seiner unendlichen Leere an. Erste aktive Tätigkeit: einkaufen gehen. Ich erlag meinen schweren Augenlidern kurzzeitig vor der Kühltheke, als ich nach dem Joghurt griff und fiel erneut in den Sekundenschlaf, während ich in der Warteschlange an der Kasse 4 stand. 

Ja, schon blöd, wenn du dann an der Kasse stehst und die Pin deiner ec-Karte rätselst. 7238? Nee, das war die Kabinennummer. 1103 vielleicht? Zimmernummer im Hard Rock Hotel, Las Vegas. Dritter Versuch. 4512 – verdammt, das waren die gefahrenen Kilometer durch Kalifornien, Arizona, Nevada und Utah.

Vielleicht sollte ich erst mal ein entspanntes Urlaubsgedächtsnisfrückstück zu mir nehmen, mit HAWAII-Toast und LONG ISLAND Iced Tea.

Zurück in den Alltag zu finden ist nicht einfach.

Euch allen Fröhliche Weihnachten und ein Gutes Neues Jahr!!!
Monika

Unbenannt

9 Stunden Wartezeit auf dem Flughafen Los Angeles musste ich nun rumkriegen. Die erste Stunde versuchst du mit sinnlosem Shopping zu überbrücken. Da es hier bedauerlicher Weise nur sehr wenig Möglichkeiten dazu gab, haben wir nicht mal das geschafft. Dann fängst du an, Leute zu beobachten, Nationalitäten und Geschlechter zu raten. Ab der 4 Stunde kannst du alle Trailer und Filme, die auf den zahlreichen Monitoren, Leinwänden und Projektionsflächen um dich herum laufen, fehlerfrei nachsprechen. Nach 5 Stunden suchst du dir eine weitere Herausforderung und beginnst, die Lämpchen der riesigen LED-Wand zu zählen und später nach Helligkeit zu sortieren. Ab der sechsten Stunde lernst du die Flugnummern, Abflugzeiten, Destinationen und Gates der 95 Flüge vor dir auswendig zu lernen. Irgendwann lauschst du nur noch den unverständlichen Lautsprecherdurchsagen und vermutest darin geheime Botschaften an Aliens. Kurz bevor du einschlafen möchtest, wird dein Flug aufgerufen und du musst dich dem langwierigen Bording-Procedere stellen.

Die erste Farbe meiner leichten Bräune bröckelte mir aufgrund der trockenen Flugzeugluft vom Gesicht. Den zweiten Teil verlor ich über der Ostküste der USA, weil fiese Winterwinde am Flieger zerrten. Der übrig gebliebenen Rest fiel mir beim Landeanflug in London aus dem Gesicht. „Strong winds“ war die passagierfreundliche Bezeichnung. Orkan traf es definitiv besser. Während des 30minütigen Höllenritts betete ich zu jedem, der mit eingefallen ist, das Flugzeug möge sich bitte nicht in 1.000 Teile auflösen und vom Himmel fallen. Gott, Buddha, Ganesha, Yoda, Mary Poppins, selbst Hula-Henry und die Biene Maja waren dabei.

Aufgrund der schlechten Flugbedingungen wurden in London zahlreiche Flüge gestrichen, kamen verspätet rein oder flogen mit Verspätung ab. Wir haben unseren Weiterflug verpasst. Nach 1,5 Stunden in der Warteschlange, bekamen wir die beiden letzten Plätze für die letzte Maschine nach Berlin. Nach weiteren 4einhalb Stunden in Heathrow musste ich mich der Tatsache stellen, dass sich das Wetter nicht gebessert hatte und gab ich mich vertrauensvoll meiner Reiseapotheke und alkoholischen Getränken hin.

Ey, Fresse, gibst du mir Zigarette, blödes Arschloch, Alter. – Subjekt, Prädikat, Beleidigung – Alter.
Mein Wedding – nach fast 32 Stunden auf den Beinen – ich bin zu Hause.

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Alle Schränke sind leer, die Klamotten im Koffer und nun drücken wir uns an der Lobbybar davor, das Schiff zu verlassen. 8 Minuten Internet wollen außerdem noch runtergerissen werden, wobei drei davon bereits beim Login draufgeben.

Ich machs kurz, wir sind gleich raus und werden den Rest des Tages am Flughafen in LA rumlungern, bis unsere Flug geht.
Ahoi und Aloha.

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Kapitän Italy hatte gestern mit seinem sizilianischen Ehrenwort versprochen, dass die Wellen kleiner werden. Hättest du dein Auto drauf verwettet, müsstest du dir jetzt ne Monatskarte kaufen. Erst kurz vor Mexiko schlitterten wir wie auf Butter in den Hafen von Ensenada. Fast drei Tage Rumpelpumpel waren auch wirklich genug.

Gelernt haben wir in Ensenada, dass das heuschreckenartige Hop off, Hop on von einem Kreuzfahrtschiff bei Einheimischen liebevoll ‚Gringoshopping‘ heißt. Angeboten wird auf den überfüllten Märkten alles, was fürchterlich bunt, kratzig und laut ist oder als Staubfänger in einer Spielzeugecke endet. Sobald du dir was anschaust, stürzen sie auf sich los und verkaufen dir alles, was der Stand und der Nachbarsstand so hergibt. „Du wollen Decke kaufen?“ Wenn man hier nicht bestimmend, laut und freundlich „nein, danke“ verkündet, folgt dir der Verkäufer zunächst einmal die nächsten 100 Meter. Dann denkst du, du hast ihn abgehängt und schwups, überrascht er dich an der nächsten Ecke mit einer noch schöneren Decke: „Du wollen Decke kaufen?“ Du hoffst, der Bus zum Schiff in den du dich mit letzter Kraft rettest, würde ihn davon abhalten, dich weiter zu verfolgen – aber weit gefehlt. Er steht auf den Stufen und zaubert weitere Geschenkartikel aus seinem Säckchen. „Du wollen Decke kaufen.“ Der Fahrer schließt die Türen und du atmest auf. Abgehängt. Als du am Schiff aus dem Bus aussteigst, vergewisserst du dich sicherheitshalber, ob er mit seinen Decken auch wirklich auf dem Markt geblieben ist. Geschafft. – Du gehst in Deine Kabine, ziehst dich aus, gehst ins Bad, öffnest den Duschvorhang und … „Du wollen Decke kaufen?“ – „Ja, verdammt, ich nehme jetzt diese dämliche Decke!“

Wetter: 15 Grad, sonnig aber frisch

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Launische, sehr launische Wellen und lustig, sehr lustig pfeifende Winde lassen das Schiff nun seit mehr als 30 Stunden magenunfreundlich von links nach rechts, hoch und runter, vor und zurück, im Kreis, Dreieck und Quadrat schaukeln. Es rumpelt, krächzt, wimmert und knirscht an allen Ecken. Ich bin mir nicht mal sicher, ob die Schrauben am Heck noch im Wasser drehen, wenn das Schiff nach vorne kippt.
Während Hula-Henry an der Schaukelei seine helle Freude hat überlege ich mir, meine Schwimmweste anzulegen und warme Sachen anzuziehen. Außerdem rekonstruiere ich den schnellsten Weg zu den Rettungsbooten und versuche herauszufinden, wie ich am einfachsten die Kabinentür aushängen kann, um mich bei Eintritt von Plan B mit Hula-Henry und ihr übers Meer in den Sonnenaufgang zu retten.
Ein Ende des kreuzfahrtunfreundlichen Wetters ist wohl nicht abzusehen. Im unschönsten Fall schunkeln wir noch weitere 30 Stunden über den Pazifik, bis wir morgen Nachmittag den Hafen von Ensenada, Mexiko erreicht haben. Na dann, let’s rumble!!!

Was für ein weiterer prächtiger Tag an Bord unseres wellenbrechenden Kreuzfahrtschiffes. Zeit für Kreuzworträtsel, Quiz, Melodienraten, Bohnensäckchenweitwurf und eine Schatzsuche, die alle Teilnehmer mit einem mehrseitigen Fragebogen über das Schiff jagt.

Meine heutige persönliche Herausforderung bestand darin, lustige T-Shirt-Sprüche zu finden. Das war bedeutend schwieriger als an den Seetagen vor Hawaii, dann fortan tragen alle Männer lustigbunte Hawaiihemden.
Also was hatten wir denn heute dabei: „Ich geh lieber in die Hölle als zurück zur Arbeit“ oder „Halt die Klappe und hol mir nen Drink“ oder der Klassiker „Fastfood formte diesen wunderschönen Körper“. Ja, ohne Zweifel.
Dann gab es da noch weniger spektakuläre Aufschriften wie „Nebraska“ oder „Alaska“ mit einem springenden Lachs darunter oder Namen und Nummern von Basketball- oder Footballspielern oder das orangefarbene Shirt unseres lonely Riders mit der Aufschrift seines Harley Davidson Clubs. Immer wieder gesichtet „Hello Kitty“, auch bei älteren Damen, denen blassrosa gut zu Gesicht steht. Mehr gab meine Suche enttäuschender Weise nicht her.

Aber ein Highlight habe ich definitiv gefunden, kein T-Shirtspruch sondern einen Namen. „Givemore“. Der Name „Givemore“ allein ist schon großartig, aber wenn man dann noch Kartengeber am Pokertisch ist, ist das sensationell.

Wenn man leicht angebrütet ist -heute Abend ist Hawaiianischer Abend mit kostenlosen Cocktails, und ich schwöre, ich hatte nur zwei winzig Kleine von denen einer grün und der andere rot-orange war-, also … wenn man in diesem leicht angebrüteten Zustand in seiner Kabine “National Geographic” schaut und das Glück hat, eine Sendung mit dem Titel “Weltuntergang und wie rette ich mich” zu sehen, dann passiert Folgendes: Man beginnt die letzten Weihnachtsmails zu versenden, gewissenhaft seinen Koffer zu packen, verabschiedet sich tränenreich vom Barpersonal und wartet mit seinem Gepäck vor einem der Rettungsboote, bis dich der Erste Offizier mit verständnisvollen Worten “alles ist gut” überzeugt, an die Bar zurückzukehren und auch noch den gelben Cocktail zu probieren.

Weil Du nicht stänkern willst, tust du brav, wie dir geheißen wurde. Dann kommst du also an die Bar zurück. Du erzählst einer wildfremden ebenfalls angebrüteten Frau, dass dieses Neonpink nicht nur die Farbe deines umgehängten Aloha-Blütenkranzes und deines gehäkelten Pullovers ist, sondern auch die Farbe deiner Unterwäsche, die du gerade drunter hast. Sie lächelt nur müde während sie dir laut antwortet, dass sie gar keine trägt. Kopfkino – neeeiiiiinnnnnn!

Als nächstes schmachtest du den Gitarrenspieler an, der hinter der Bar nuuuuur allein für dich spielt. Seine Stimme ist so voller Schmalz, das du direkt in seine Arme schliddern würdest. Du denkst, wo hast du ihn schon mal gesehen. Gestern Morgen unter deiner Dusche vielleicht? Vermutlich ein verirrter Gedanke.

Du sitzt noch immer an der Bar und probierst die anderen lustigen Cocktails mit Schirmchen. Dann kommt er zu dir, der lecker Gitarrenspieler, fragt wie es dir geht und lächelt dir breit ins Gesicht. Während du schon seine Gitarrenklänge auf deiner Bettkante hören kannst, faselst du so was wie “hey, nicht schlecht gesungen” und überlegst noch schnell, wie du in diesen Satz deine Kabinennummer einbauen kannst.
Aloha – ein ganzes Schiff feiert bis zum Untergang!

Mit verklärtem Blick erhasche ich Fetzen einer Dauerwerbesendung für Fitnessgeräte, die auf den Monitoren über den Pokertischen läuft. “In 5 Tagen zur Traumfigur.” Passt ja noch, bis wir wieder zu Hause ankommen. Ich will jetzt unbedingt dieses Gerät bestellen, rutsche vom Hocker und schlage mit der Stirn auf den Bartresen. – Wo verdammt noch mal ist der Gitarrenspieler hin!

Ich befinde mich immer noch an der Bar und überlege kurz ob ich oder das Schiff Gleichgewichtsprobleme hat. Eine Frau greift neben mir zu einem Telefon und streift dabei meinen neonpinkfarbenen Häkelpullover. “Wow, ist der weich! Der ist sooo weich! Wow, wie weich der ist! Amazing! Beautiful! So great!” Wow, ich befand mich da wohl gerade in einer Werbesendung für Weichspüler und musste diese Erfahrung erst einmal mit einem pinkfarbenen Cocktail begießen. – Haaaaalllooooo, Gitarrenspieler, kommt zurüüühüüüück.

9

Endlich wieder Seetage. Erholung vom Kampf um die ersten Plätze an der Gangway, um möglichst vor Sonnenuntergang das Schiff verlassen zu können. Doch die Ruhe täuscht, denn der unterschwellige Kampf um die begehrten Rattankörbchen im Serenity-Club tritt an dessen Stelle. Antizyklisch zu handeln ist in der Theorie eine schöne Idee, macht aber in der Realität leider keinen Sinn. Also liegen wir auf zweitklassigen Sonnenliegen und tun so, als wäre uns das egal. 😉

Hach – was ein herrlicher Tag. Strahlender Sonnenschein, eine leichte Brise, sanftes Schaukeln, blauer Himmel und Schoko-Vanilleeis bis zum körperlichen get no. Es könnte definitiv schlimmer sein. Zum Beispiel kalt, grau, dunkel, windig, matschig, regnerisch – aber ich möchte mich jetzt wirklich nicht mit negativer Energie auseinandersetzten. Stattdessen schreibe ich noch schnell einen Nachtrag zu meinem Beitrag “Ja wo laufen sie denn hin.”

Nachtrag:
Nach nunmehr 10 Tage Feldstudie habe ich noch eine weitere Fortbewegungsart entdeckt: das seitwärts ausschwenken und sich dabei kaum messbar nach vorn bewegen. Bei dieser Gangart, gesehen bei Schwergewichtigen und Sonderüberlasttransporten, werden die Knie in ihrer Beugefunktion nicht mehr verwendet. Die von der Hüfte bis zum Knöchel steifen Beine werden einfach rechts und links vom Körper auf den Weg gestemmt. Dabei wird mühevoll versucht, das eigene Körpergewicht auszubalancieren. Lustig anzusehen, aber äußerst gefährlich, wenn man schnellen Schrittes überholen möchte. Es ist nicht unwahrscheinlich, über ein Auslegerbein fürchterlich zu stolpern oder vom gesamten ausschwenkenden Körpergewicht über Bord gedrückt zu werden.
Ich frage mich, wenn alle Übergewichtigen auf diesem Schiff einfach mal Steuerbord ihr Frühstück essen würden, würde das Schiff dann in Manövrierschwierigkeiten kommen?

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Hypnoseshows haben ja immer etwas Freakhaftes und Peinliches. Meist bleibt es nicht aus, dass man sich für die Teilnehmer auf der Bühne in Grund und Boden schämt oder man fluchtartig den Saal verlassen muss, weil es grauenhafter kaum werden kann. Wir saßen gezielt auf Außenplätze im 1. Rang um schnell und unbemerkt aus dem Kabinett der Peinlichkeiten verschwinden zu können.

Fest steht: Würde ein Hypnotiseur in Deutschland nach Freiwilligen suchen, müsste man diese mit Gewalt aus den ersten Reihen des Publikums zerren. Nicht so auf dem Schiff. Hier stürzten 20-30 Wahnsinnige auf die Bühne und schubsten sich gegenseitig von den bereitgestellten Stühlen. Es glich einem Kampf nach dem besten Liegestuhl, der sich jeden Morgen auf dem Sonnendeck zutragen muss. (Bedauerlicher Weise habe ich diesen noch nie persönlich beobachtet, da ich vor Sonnenaufgang noch im Bett liege und schlafe.) Man wollte nicht hinschauen – aber es war eben der dreibeinige Hund.

Das Licht ging aus, die Musik an, die sagenhafte Show des großen amerikanischen Hypnotiseurs -eine Mischung aus Thomas Anders und Andy Borg- begann: Du wirst müde, entspannst dich, du starrst auf den Punkt zwischen deinen Füßen, die Augenlider werden schwer, noch schwerer, du bist entspannt und noch entspannter und nochmal10hoch2 entspannt … das volle Programm. Er sprach so fürchterlich schnell, dass ich mir Gedanken darüber machte, ob die Freiwilligen seinen Worten überhaupt folgen konnten, denn so schnell war hier nix auf dem Schiff, nicht mal unsere tägliche Fahrtgeschwindigkeit.

Dann sortierte es aus zwischen denen, die vorgaben tiefenentspannt zu sein und denen, die dies nur wirklich sehr, sehr, seeehr schlecht vorspielen konnten. Das ging über mehrere spannende Runden so. Die schlechten Schauspieler mussten den illustreren Kreis auf der Bühne verlassen und die weniger schlechten durften sich in weiteren Runden ausprobieren. Zwischendurch ließ sich der Meister ausgiebig vom Publikum feiern. Motivation muss sein. Aloha.

Dann war es endlich soweit. Alle verbliebenen waren entspannt, willig und nicht mehr Herr ihres eigenen Körpers. Was wird der Meister wohl von seinen Hörigen verlangen? Ich fasse kurz zusammen: du bist fürchterlich traurig – winki winki; alles ist so unfassbar lustig – winki winki; du hast gefurzt, es stinkt erbärmlich und der Schuh deines Nachbars ist deine Gasmaske – winki winki; es ist eisig kalt, du frierst fürchterlich und du kuschelst dich an den neben dir sitzenden – winki winki; du spielst ein imaginäres Instrument – winki winki; und tanzt wie Michael Jackson – winki winki. Zum Schluss fällst Du auf die Knie und betest deinen großen Meister an – winki winki. – Wow. – Nee, ja, doch, das war schon sehr beeindruckend. Ich war hin und her gerissen zwischen ekstatischem Applaus und leisem Wimmern, er möge doch endlich damit aufhören. Nach dieser Vorstellung fragte ich mich ernsthaft, ob es nicht besser wäre, das Publikum ausschließlich hypnotisiert in diese Show zu lassen, damit die folgenden Peinlichkeiten sich nicht in die Erinnerung einbrennen oder schlimmer noch, weitererzählt werden können.

Egal.
Winki winki, das Zauberwort habe ich mir jedenfalls gemerkt. Und ich werd es morgen an verschiedenen Objekten ausprobieren. Vielleicht fange ich mit den Leuten an, die immer die runden Bastkörbchen reservieren – ich lasse sie reihenweise ins Meer hüpfen. Winki winki.

Halali HILO!

13

Insel: Big Island, Hafen: Hilo

Hilo auf Big Island ist unser letzter Hafen auf den Hawaiianischen Entspannungsinseln.

Unser heutiger Busfahrer hatte den Energielevel einer Familienpackung Schlaftabletten. Keine schlechten amerikanischen Witze, keine Anekdoten aus seinem Leben. Es gab ausschließlich Wissenswertes über Land und Leute, Flora und Fauna sowie belegte Fakten der Hawaiianischen Mythologie. Es hatte fast ein wenig was von einem Schulausflug.

Er führte unsere Klasse über ein riesiges Lavafeld. Leute, das war wirklich Wow. Tiefschwarzes erstarrtes Gestein. An der Oberfläche mal seidenglatt, mal runzlig wie das Gesicht meiner gestrigen Liegestuhlnachbarin. Mal zart gefaltet wie eine Origamiblättchen oder unsere Einladung zum VIFP-Treffen letzter Woche, mal mit Mustern von gedrehten Seilsträngen, die an dicke Schiffstaue erinnern. Und zwischendrin Erdaufbrüche und tiefe Spalten aus denen zarte Pflänzchen wachsen.

Das zweite Wow bekommt definitiv der angrenzende schwarze Strand. Tiefschwarzer, weicher Sand; blauer, wolkenloser Himmel; türkisfarbenes, funkelndes Meer; riesige Wellen, die mit aller Macht an die Klippen schlagen – ein ganz großes Bild, sag ich euch!

Und mein letztes Wow des heutigen Ausfluges vergebe ich an einen kleinen Park mit grandiosen Steilklippen und atemberaubender Aussicht. Hier trifft das Wasser mit solch einer Geschwindigkeit auf die schwarzen Lavawände, dass es meterhoch in die Luft geschossen wird und jedesmal einen wunderschönen Regenbogen bildet.

Mein Fazit von Big Island: Auf dieser Insel scheint die Natur immer noch eine Kelle mehr von allem auf den Teller gepackt zu haben.

Hawaiianisches Wort des Tages:
moana – Ozean

Wetter: gute 28 Grad, super sonnig

Hohoho KONA!

9

Insel: Big Island, Hafen: Kailua-Kona

Wieder ein Tag des entspannten Rumhängens und sich dabei ordentlich Zeit lassen.
Wir hingen heute am Hafen von Kona auf einem Weihnachtsmarkt rum und haben uns homöopathisch dem Konsum hingegeben. Wäre uns nicht ab und zu jemandem mit einer Weihnachtsmannmütze begegnet und hätten wir den dekorativen Weihnachtsschmuck an den Straßenlaternen ausblenden können, so wären wir entspannt über einen Markt eines gut besuchten Sommerfestes spaziert. Hier wurde alles für den gut organisierten Haushalt angeboten. Von selbstgebastelten Decken über geschnitzte Salatlöffel bis zu Handcremes, Ölen mit Vulkanzauber und Seifen mit eingearbeitetem Aloha, Peace und Love. Ich bin schwach geworden bei einer sanft hüftenschwingenden Wackelpuppe im hellen Baströckchen und Ukulele im Arm, eigentlich gedacht für des Armaturenbrett im Auto. Sein strahlend weißes Perlodontlächeln hat mich verzaubert, noch bevor ich wusste, wie schön er mit seinen Hüften wackeln kann. Bei so viel Sympathie sind 80 Kilo Übergewicht und viel zu große Füße völlig unwichtig. Nun wird Hula-Henry sein neues Zuhause auf meinem Schreibtisch finden und mich mit seinem lustigen Hüftschwung an “hang loose” and “take your time” erinnern.

Hawaiianisches Wort des Tages:
ono – lecker

Wetter: gute 28 Grad, ein perfekter Tag

Hei KAUAI!

5

Insel: Kauai, Hafen: Nawiliwili

Kokolokoakawikilokokakiwikii singt der Hawaiianische Entertainer auf dem Entspannungsdeck, während wir im runden Rattankörbchen unserem Käse-Schinken-Sandwich und einer halbe 4-Käse-Pizza Zeit zum Entspannen geben.
Ein schöner Tag war es auf Kauai. Unsere Busfahrerin und zugleich Guide ist eine Bootcampgrandma, wie sie sich selbst energisch vorstellte. In Ihrer Kindheit gab es keine rosa Röckchen, Spitzensöckchen oder Barbiehäuser mit nem weißem Pony. Sie wurde wie ihre 8 Brüder großgezogen, was zur Folge hatte, dass sie später die einzige Frau am Steuer von Kränen, Baggern, Trucks und sonstigen schweren Geräten auf der Insel war. Heute fährt sie Schulbus und regiert zu Hause ein hartes Regiment. Mit 6 Söhnen, 11 Enkeln und zwei Großenkeln (alles Jungs) muss schließlich Ordnung herrschen. Ihre dunkle, kratzige Stimme ließ schnell klar werden, wenn sie sagt, sie fährt in 15 Minuten, dann fährt sie in 15 Minuten, auch wenn die Hälfte der Gruppe noch bewundernd vor dem Wasserfall steht. Ordnung muss sein. Aloha.

Sie fuhr uns über die halbe Insel und erzählte Anekdoten aus ihrem Leben und den ein oder anderen Witz, den vermutlich nur Amerikaner verstanden. Es ging vorbei an Plantagen, durch Valleys, weihnachtlich geschmückten Shopping Malls, Flüssen, Surfcamps und durch Princeville, einem Ort der Schönen und Reichen. Am Ortseingang: zwei dezente Teichanlagen mit übergroßen, aufgeklappten Muscheln. Hier sieht alles aus wie gephotoshopt. Sattgrüne Golfplätze, gepflegte Villen zwischen bunten Ozeanen aus Hibiskusblüten (übrigens, keine davon nur ansatzweise vertrocknet) und Palmengärten, Spazierwege, auf denen glücklich lächelnde Menschen grundentspannt joggten, die selbst dann noch nach Rose duften, wenn ihnen der Schweiß bei 30 Grad in Bächen von ihren braunen gebrannten Körpern läuft. Sogar die vom Baum gefallenen Blüten wirken dekorativ drapiert auf dem exakt getrimmten Rasen. Ja, hier schien die Welt noch in Ordnung zu sein. Und schön bunt. Aloha.

“Hang loose”, singt unser Gitarrenspieler und macht das passende Handzeichen dafür, dass es übrigens auch als Sticker in jedem gut sortierten Souvenirladen gibt. “Hang loose” und “get your time” dabei – ja, das ist die hawaiianische Lebenseinstellung.

Aloha und Mahalo.

Hawaiianisches Wort des Tages:
kai – das Meer

Wetter: gute 30 Grad, sonnig, leicht bewölkt

5

Insel: Oahu, Hafen: Honolulu

Waikiki Beach, wir kommen. Mach dich hübsch und get your lecker Surfer ready.

Wenn es etwas for free gibt, gibt es auch immer einen Haken. Entweder Farbe und Größe stimmen nicht, du musst an einer Verkaufsveranstaltung teilnehmen oder der Fahrer ist betrunken und hat keinen Führerschein. Bei uns war es das zweite. Wir wurden mit unserem Free Shuttle durch eine Schmuckfabrik geschleust. Hier konnte man alles zu Perlenfischern, Korallen und Edelsteinen lernen und natürlich erleben wie Ohrringe, Ketten und Ringe hergestellt werden. Nach einem farbgewaltigen Film, der mehr Adjektive verwendet als ich sie in meinen Berichten, hatten sie mich definitiv weichgespült. Es hätte nur noch wenige Sekunden gebraucht, bis ich auch eine dieser Austern gekauft und mindestens eine Perle in ihr gefunden hätte. Ja, ich hab mich mitreißen lassen vom Austernknacken und der hellen Freude der Gewinnerinnen, bis wir von einer Verkäuferin mit sehr wenig Aloha und Gelassenheit gebeten wurden, hier nicht so touristisch rumzustehen. Wie gesagt, fast hätten sie mich gehabt und ich hätte beim Knacken meiner persönlichen Auster freundlich übersehen, dass die vermutlich vor meiner Ankunft im Schmuckparadies mit einer neuen Perle bestückt und anschließend mit Pattex wieder zugeklebt wurde.

Ja, und dann war es soweit. Wir hatten endlich Waikiki Beach-Sand unter den Füßen, im Rucksack die Kamera und im Kopf jede Menge Bilder, wie er auszusehen hat, DER Strand unter den Stränden. – Kennt ihr das, ihr habt euch vom Weihnachtsmann Vollmilchschokolade gewünscht und mitgebracht hat er Zartbitter? – Ja, so in etwa war unsere Erfahrung mit Waikiki Beach. Ein Strand wie es ihn auch an der Ostsee gibt. Ok, nur wärmer ist es hier und das Wasser ist definitiv blauer. Aber sonst? – Der ganze Strand war gepflastert mit vor sich hin brutzelnden Körpern (erinnerte mich an die Robben- und Seelöwenstrände in San Francisco). Die meisten davon hätte man besser verhüllen sollen. Wenn man richtig hingeschaut hat, konnte man die Hitze über ihnen flirren sehen. Schmorgerüche mischen sich mit Sonnenöl Lichtschutzfaktor 1 und definitiv niedriger.

Lecker Schnittchen, die ihr Surfbrett unter dem Arm zum Strand tragen und dabei ein lustiges Liedchen auf den Lippen pfeifen, habe ich leider nicht finden können. Vermutlich waren sie draußen in den Wellen.
Beachboys gab es hier im Seniorenalter. Auch nur zu erkennen an ihrer zotteligen Frisur, die sie vermutlich seit Jahrzehnten nicht gekämmt haben. Schwer atmend lagen sie in den Sonnenliegen.
Waikiki Beach, leider enttäuschend. 5, setzen.

Hawaiianisches Wort des Tages:
hana hou – noch einmal

Wetter: 28-30 Grad und Sonne satt

Aloha MAUI!

13

Insel: Maui, Hafen: Kahului

Warum einen Ausflug Tage im Voraus buchen, wenn es auch auf die letzten 3,5 Minuten vor Abfahrt des Busses noch geht? Ok, ich muss zugeben, diese äußerst kurz entschlossene Buchung war mit sehr viel Rennen, alles hastig in den Rucksack werfen, verzweifeltem Gangwaysuchen (und das Schiff ist in diesen Fällen noch mindestens 3 x größer), Leute aus dem Weg schubsen und zum Bus sprinten verbunden. Das alles bei einer hohen Außentemperatur und Windstille. Entspanntes Aloha ist definitiv anders.

Aihaliahuikalahilolailahadiidii klingt es aus den Lautsprechern des gut klimatisierten Busses. Mehr A’s und I’s hätte man definitiv nicht in diesem Wort unterbringen können. Wir sind entzückt von diesen beruhigenden Klängen und warten mit rhythmischen Kopfbewegungen auf die Trödeltruppe, die sich vermutlich auf Deck 9 gerade noch ein Omelett bestellt.

Viele, sehr viele Haikulahilahullalaihikulilas später stellte sich unserer Fahrer und Guide bei uns vor. Den Namen konnte ich mir bedauerlicher Weise nicht merken, obwohl er kürzer war, als die Songtexte der bisher gespielten Hawaiianischen Top Ten Weihnachtslieder. Er war echter Inselbewohner, das konnte ich an seinem geblümten Hemd und dem geknoteten Zopf am Hinterkopf deutlich erkennen. Kaum auf’s Gaspedal getreten, begann er mit seinen sonnigen Geschichten. Er klang, als hätte er die Texte von einer Hörspielkassette gelernt. Jedenfalls sprach er mit extrem starken Betonungen, ein ewiges Auf und Ab der Buchstaben und dabei mit dem seeeehr, seeeehr entschleunigendem Aloha in der Spachgeschwindigkeit. Ja, es klang wie eine schöne Melodie, wie Wellen, die entspannt ans Ufer plätscherten. Es klang nach Hawaii und es klang nach dem Lied “Over the Rainbow”, das jemand verständnisvoll leise im Hintergrund auf der Ukulele zupft. – Ich hatte diesbezüglich zwei Theorien: Die Erste: Er raucht Zuckerrohr und davon nicht wenig. Die Zweite: Er wollte die Leute im Bus sanft einschläfern. Beide Ansätze fand ich jedoch nicht bestätigt.

Nach sehr viel Wasser der letzten 4 Tage gab es nun reichlich Maui-Natur. Ein Highlight war definitiv der Krater des entspannt in sich ruhenden Vulkans Haleakala. Der nimmt schon seit ein paar Jahren seine Aloha-Auszeit, ist aber durchaus in der Lage, wieder ordentlich Terz zu machen. Um dorthin zu kommen, fuhren wir mit Aloha-Warp-Geschwindigkeit und vielen Geschichten die unzähligen Serpentinen hoch. Ich hatte dabei wieder meine helle Freude. Der Busfahrer auch, nur anders. Auf fast 9.000 Fuß gab es eine echte Mondlandschaft, wir konnten tief in den Krater und über die Wolken hinweg weit aufs Meer schauen. Blauer Himmel, Lavagestein und hier und da ein robustes Pflänzchen. Das war schon kein schlechter Einstieg in die Tour.

Ein zweites Highlight war das Iao Valley gegenüber des Haleakala, also auf dem anderen Teil der Insel. Hier gibt es den Regenwald von Maui hautnah zu erleben und der machte seinem Namen alle Ehre. Während gegenüber protzend die Sonne schien, regnete es hier aus tief hängenden schweren grauen Wolken. Schön grün war hier alles und nass, aber warm. Hier sind gern mal echte Ziegen an langen Leinen bei einem Donnerstagnachmittagsausflug mit ihren Herrchen zu beobachten. Und auch lecker Surfer mit braun gebrannten Adonisfiguren, nackten Oberkörpern, kurzen Höschen und der entspannten Aloha-Attitude waren hier zu finden. Nicht viele, aber diese vier entschädigten definitiv für den 20-minütigen Regen. Aloha!

Hawaiianisches Wort des Tages:
o wai kou inoa – Wie heißt du

Wetter: 26 Grad und sonnig

Kapitän Nemo oder D’Artagnan? Eines der beiden Bilder weist den Weg zum richtigen Kabinengang. Die Mitte ist keine Option, da ist eine Wand mit einer dekorativ beleuchteten und mit Blümchen verzierten Vase. Ich entscheide mich für D’Artagnan, weil ich mich an meine Kindheit erinnert fühlte und glaube, der Typ ein lecker Schnittchen war.
7 Minuten später: D’Artagnan hat mich furchtbar enttäuscht und in die Irre geführt. Da hab ich mich wohl etwas treiben lassen. Nach den ersten 25 Türen merkte ich, dass sich in die Zahlenfolge 1, 3, 5, 7, 9 keine 8 einreihte. Gerade und ungerade Zahlen – ich habs ja verstanden. Meine Feststellung nach dieser mathematischen Höchstleistung: Alkohol trifft nicht immer die richtigen Entscheidungen aber D’Artagnan ist immer noch ein lecker Kerlchen und Kapitän Nemo ist doof. Und Bobbies Hawaiianische Flip Flops will ich immer noch haben.

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Leute, nach unserem VIFP-Treffen mit allen Gold-, Platin- und Diamantkartenbesitzern und lecker Schnittchen, Cocktails mit Schirmchen sowie einer fantastischen Bühnenshow, vollgepackt mit Spaß und lustigen Menschen, sind wir auf dem Rückweg an Bobbies Bastelstraße vorbeigekommen. Ich war sehr froh, dass mir die beiden Cocktails schon nach sehr kurzer Zeit die Realität ein wenig weich gezeichnet hatten.

Bobbies Bastelstraße: Hier saßen Männer und Frauen, ich wiederhole sehr gern: Männer und Frauen, die mit Miniluftballons, wie man sie zu Genüge auf jedem Kindergeburtstag oder auf Firmenfeiern findet, und schwarzen 5-Cent-Flip Flops „farbenlustige Hawaiian Flip Flops“ bastelten. Und so gehts: Richtige Schuhgröße auswählen, Luftballons farblich sortieren und diese dann in wahlloser Reihenfolge an die Plastikzehentrenner knoten. Fertig ist der hippe Hawaii-Flip Flop. Ich meine, Leute, hey, das Plastik scheuert eh schon zwischen dem Zehen, aber mit Gummiknötchen gespickt, sollte der Schmerz wohl noch etwas größer sein. – Hm, aber lustig sehen sie ja aus, die kleinen Schühchen. Und je länger ich drüber nachdenke, ich will auch solchen Badelatschen! Dann würde ich mir ein weißes Laken überwerfen, fürchterlich leidend schauen und mit aufgepusteten Luftballons an den Tretern übers Wasser laufen.
– Wenn ich drüber nachdenke, ein schönes Weihnachtsgeschenk sind sie aber allemal. Will jemand?

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An so nem Kreuzfahrtschiff gibt es ja immer was zu basteln, schrauben, streichen oder hämmern. In unregelmäßigen Abständen sieht man Monteure in blauen Overalls mit Werkzeugköfferchen und Farbeimer übers Schiff schleichen. Da werden Stufen nachgeschliffen, Eisenstangen gestrichen, Fenster ausgetauscht, Geländer entrostet, Planken ausgebessert, Schilder “Vorsicht Stufe” aufgeklebt, das ein oder andere Mosaiksteinchen wieder eingesetzt und das Leck im Pool gesucht.

Wenn man sich das Schiff mal bei Sonnenschein und schlechter Laune anschaut, kann man Einiges entdecken. Hinter der Fassade bröckelt ganz schön der Putz (bei vielen Passagieren ist es im Übrigen sehr ähnlich). Abgeblätterte Farbe, angerostete Verschraubungen, zerfressener Lack, ausgebleichtes Kunstgras auf dem Minigolfplatz und so weiter und so weiter. Ich vermute ganz stark, dass einzig und allein die unzähligen Farbschichten den Kahn noch zusammenhalten. Und vielleicht das ein oder andere schnell geknotete Gummiband. – Ja, die Natur setzt Kreuzfahrtschiffen ganz schön zu und man kann gar nicht so schnell Farbe anrühren wie sie verpinselt wird.

Versteht mich nicht falsch, ich finde Natur toll. Schließlich ist es nur durch sie möglich, meinen Salzhaushalt für die nächsten 2-3 Wochen aufzufüllen, indem ich morgens mein Frühstücksei über ein kurzes Stückchen der Handläufe des Lido-Decks rolle.

Sonnenliegen sind auf einem Kreuzfahrtschiff auch immer ein angespanntes Thema. Eine Frage die sich jeder stellt: Sind denn hier auch mindestens 3 Stück pro Passagier an Bord? Eine Liege in der prallen Sonne zum Grillen, eine im Halbschatten zum Runterkühlen und natürlich eine im Vollschatten gegen die Mittagshitze. Die besten Liegen sind bereits vor Sonnenaufgang blockiert. Das sind die riesigen runden Rattanbetten und manchmal auch die Hängematten – das ist abhängig von Seegang. Oder die in unmittelbarere Nähe zur Cocktailbar. Weniger gern genommen sind Plätze neben dem riesigen Schornstein. Wobei ich ja der Meinung bin, das sich dieses monotone Hämmern beruhigend auf die Einschlafphase auswirkt. Es vermittelt einem, dass das Schiff noch seetüchtig ist, was wiederum Sicherheit fürs Einschlafen bedeutet.

Ich habe mir ein ruhiges Plätzchen gesucht, das nur wenige Passagiere bisher gefunden haben. Deck 14, Mittschiffs, vor dem Schornstein mit unverbautem Blick zum Minigolfplatz, der sich vorn auf dem Schiff befindet. Von den geschätzten 50 Liegen sind 3 belegt, inklusive unserer beiden. Hier oben befinden allerdings auch die riesigen Satelliten, die uns vermutlich in nur wenigen Minuten das Gehirn gar schmoren. Egal, ich habe Urlaub.
Aus meiner entspannten Schlummerposition heraus kann man wunderbar den Seegang, dieses unterschwellige Auf und Ab des Schiffs, beobachten. Und Auf und Ab. Und Auf und Ab. Ein laues Lüftchen wehte mir ums Näschen und der Geruch vom frisch Gegrilltem lässt mich kurz überlegen, die Ruhephase zu unterbrechen. Ich bin zu schwach, mich zu entscheiden. Und Auf und Ab. Und Auf und Ab. Hui und Auf und Ab. Ich glaub, ich muss mich jetzt einem kleinen Vormittagsschläfchen hingeben.

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Drei Fragen beschäftigen mich bereits seit den letzten vier Tagen:

Warum kleben Leute ihre Fotos, bunte Bildchen, Weihnachtsdekoration oder sonstige merkwürdige Zeichen an ihre Kabinentür?
Warum befinden sich die Speisesäle immer ganz vorn oder ganz hinten im Schiff, also an Orten mit dem größten Schaukelgrad und an denen man die beste Chance hat, sich das Essen zweimal durch den Kopf gehen zu lassen?
Woher weiß unser Kabinensteward Rodrigo exakt, wann wir die Kabine verlassen und wieder zurückkommen?

Die erste Frage ist mit ein wenig Phantasie schnell beantwortet: Bei der Vielzahl der Gänge und Türen findet man nach durchzechter Nacht oder bei Orientierungsschwäche vermutlich schneller die Tür, in der der am roten Carnival-Lanyard baumelnde Schlüssel passt.

Die zweite Frage lässt sich vermutlich dadurch erklären, dass es zahlreiche sadistische Schiffskonstrukteure gibt.

Aber die dritte Frage bereitet mir tatsächlich Kopfschmerzen.
Woher kennt Rodrigo den genauen Zeitpunkt, zu dem wir die Tür hinter uns schließen und er damit ein winziges Zeitfenster hat, unsere Kabine in Ordnung zu bringen? Auf den Gängen ist er weit und breit nicht zu sehen. Erwischt hat er uns auch nie. Kameras in den Gängen haben wir vergeblich gesucht. Also, woher weiß er das? Kaum sind wir raus und kommen nach 30 min wieder, ist die gesamte Kabine inkl. Balkon porentief gereinigt, das Bett gemacht, das Bad desinfiziert, alle Handtücher ausgetauscht und schön gefaltet, der Balkon gewischt und die Spiegel und Scheiben geputzt. – Auf einigen Schiffen werden winzige Papierschnipselchen auf die Türklinken gelegt. Wenn er auf dem Boden liegt, ist das ein sicheres Indiz dafür, dass der Gast seine Kabine verlassen hat und der Weg frei ist fürs Staubsaugen und Bettenmachen. Nicht so hier. Hier liegen definitiv keine Schnipsel auf dem Boden. Wir zertrennen beim Rausgehen auch keine heimlich gespannten Wollfäden, kleine Glöckchen klingeln auch nicht. Drucksensoren vor der Kabinentür oder Bewegungsmelder in den Zimmern würde ich spontan raten. Und Rodrigo sitzt vermutlich in seiner mit Hightech vollgestopften Schaltzentrale und schaut, wann, wo, welche Lämpchen rot oder blau blinken, um dann in Windeseile mit seinem Putzmaterial auszurücken. – Ich werde ihn morgen dazu befragen.

Hawaiianisches Wort des Tages:
kala mai ia’u – Tschuldigung

Windstärke: 13 km pro Stunde
Wetter: 25 Grad locker und schön sonnig