9 Stunden Wartezeit auf dem Flughafen Los Angeles musste ich nun rumkriegen. Die erste Stunde versuchst du mit sinnlosem Shopping zu überbrücken. Da es hier bedauerlicher Weise nur sehr wenig Möglichkeiten dazu gab, haben wir nicht mal das geschafft. Dann fängst du an, Leute zu beobachten, Nationalitäten und Geschlechter zu raten. Ab der 4 Stunde kannst du alle Trailer und Filme, die auf den zahlreichen Monitoren, Leinwänden und Projektionsflächen um dich herum laufen, fehlerfrei nachsprechen. Nach 5 Stunden suchst du dir eine weitere Herausforderung und beginnst, die Lämpchen der riesigen LED-Wand zu zählen und später nach Helligkeit zu sortieren. Ab der sechsten Stunde lernst du die Flugnummern, Abflugzeiten, Destinationen und Gates der 95 Flüge vor dir auswendig zu lernen. Irgendwann lauschst du nur noch den unverständlichen Lautsprecherdurchsagen und vermutest darin geheime Botschaften an Aliens. Kurz bevor du einschlafen möchtest, wird dein Flug aufgerufen und du musst dich dem langwierigen Bording-Procedere stellen.
Die erste Farbe meiner leichten Bräune bröckelte mir aufgrund der trockenen Flugzeugluft vom Gesicht. Den zweiten Teil verlor ich über der Ostküste der USA, weil fiese Winterwinde am Flieger zerrten. Der übrig gebliebenen Rest fiel mir beim Landeanflug in London aus dem Gesicht. „Strong winds“ war die passagierfreundliche Bezeichnung. Orkan traf es definitiv besser. Während des 30minütigen Höllenritts betete ich zu jedem, der mit eingefallen ist, das Flugzeug möge sich bitte nicht in 1.000 Teile auflösen und vom Himmel fallen. Gott, Buddha, Ganesha, Yoda, Mary Poppins, selbst Hula-Henry und die Biene Maja waren dabei.
Aufgrund der schlechten Flugbedingungen wurden in London zahlreiche Flüge gestrichen, kamen verspätet rein oder flogen mit Verspätung ab. Wir haben unseren Weiterflug verpasst. Nach 1,5 Stunden in der Warteschlange, bekamen wir die beiden letzten Plätze für die letzte Maschine nach Berlin. Nach weiteren 4einhalb Stunden in Heathrow musste ich mich der Tatsache stellen, dass sich das Wetter nicht gebessert hatte und gab ich mich vertrauensvoll meiner Reiseapotheke und alkoholischen Getränken hin.
Ey, Fresse, gibst du mir Zigarette, blödes Arschloch, Alter. – Subjekt, Prädikat, Beleidigung – Alter.
Mein Wedding – nach fast 32 Stunden auf den Beinen – ich bin zu Hause.