Und rechts und links, und links, nach rechts. Und stretchen, noch 3, noch 2 und Arme hoch, und seitwärts und Ausfallschritt. Hands up, turn around, and step and step, lets jump and cry. Das Ganze noch in italienischer Sprache: Spaghetti Napoli, o sole mio, Mamma Mia. Und für unsere französischen Gäste in der Sprache der Lliebe: Remi Martin, bon voyage, Coco Chanel.
Ja, auf dem Schiff mit internationalen Gästen wird alles eben 4 x erklärt. Wer aufmerksam zuhört und schön lernt, kann nach diesen 3 Wochen einen Aerobic-Kurs komplett auf Italienisch halten.
Nun aber zum Thema dieses Beitrages:
es gibt drei Gruppen mit jeweils unterschiedlicher Entertainment-Schmerzgrenze.
Gruppe 1: In Gruppe 1 befinden sich die Leute, die sich das Tagesprogramm morgens sorgfältig ausschneiden, danach ihren Tag terminieren und alles mitnehmen, was geht. Vom Puzzlevormittag über dekoratives Blütenbasteln aus leeren Plastikflaschen zur Mittagszeit bis hin zum Abendvortrag „Ich und mein Sein zur Jahrhundertwende“. Es wird kein einziger Programmpunkt ausgelassen. Wenn es um Ringe werfen, Bälle kullern oder rhythmische Sportgymnastik geht, sind sie stets in der ersten Reihe zu finden. Selbst Karaoke lässt andere mehr zittern als sie selbst.
Und dann gibt es die zweite Gruppe: Sie schauen zunächst weg, dann zu, um sich wenige Minuten später unter tobendem Applaus zum Mitmachen überreden zu lassen. Diese Leute sind meist Bewegungslegasteniker aber es ist ausgesprochen unterhaltsam, ihnen zuzuschauen.
Und dann gibt es die dritte Gruppe. Die Totalverweigerer. Leute wie ich. Sie täuschen 2 linke Füße, verkürzte arme, dicke Mandeln :-)) und ein buntes Potpourri an hochgradig ansteckenden und bisher nicht erforschten Krankheiten vor. Wenn das alles nicht funktioniert, hilft es immer noch, unerwartet einen kurzen und heftigen Streit vom Zaun zu brechen. „Wag dich mit dem kleinen blonden Flittchen Salsa zu tanzen und später wohl noch mit ihr in einer Polonaise übers Deck zu ziehen! Wenn du jetzt aufstehst, fliegen deine Sachen ins Meer und du kannst sofort in Blondies 2,5 qm große Innenkabine neben dem Maschinenraum mit komfortabler Gemeinschaftsdusche einziehen!“ In der Regel ziehen sich die Gutelaunemacher dann schnell still und leise zurück und wagen es auch kein zweites Mal uns zum Mitspielen aufzufordern. Man muss natürlich mehrere Varianten im Repertoire haben. Aber hey, ich habe ja ausreichend Zeit zur kreativen Ideenentwicklung.
Ich würde vermuten, ich stand bereits am 2ten Tag auf der Backlist des Animationsteams. Inzwischen grüßt man mich zwar sehr freundlich aber riskiert keine erneute Ansprache. Uns umgibt nur noch Ruhe – unendliche Ruhe, Ruhe wohin das Ohr hören kann.