Endlich ein Hafen mit einem großen Anleger, der unser Hausboot sicher in der rauen See der Mecklenburgischen Kleinseenplatte hält. Doppelknoten, schöne Schleife und wir hingen fest am Außensteg neben der kleinen Schilfinsel.
Nun, …. wie beschäftigen wir die Männer im Hafen ohne Alkohol? Wir waren vorbereitet! Enten angeln am Kinderstrand – eine großartige Idee! Mit auf den Rücken geklebten Magneten haben wir 30 strahlend gelbe Plastikenten mit ernsthaften Schwimmproblemen zu Wasser gelassen. Mit selbst gebastelten Angeln war es nun die Herausforderung, die kleinen Viecher aus dem seichten Uferwasser zu fischen. Keine leichte Aufgabe, wenn man weiß, dass getapte Teelichter zum Beschweren der Angelschnüre dienten. – Es war ein Spaß, eine Freude und Party zugleich.
Irgendwann hatte es sich ausgeangelt und alle Tierchen wurden umweltgerecht ihrer Endbestimmung zugeführt. Aber der Abend war noch jung, der nächsten Schauer noch 1-2 Stunden entfernt. Die nächste Spaßidee wurde angekündigt. Eine Schnitzeljagt durch eine kleine beschauliche Ortschaft, von der wir nicht wußten, was sie uns für das Verstecken unserer Hinweise bieten würde. Mit Kreide, Symbolen und Fragekärtchen unterm Arm liefen wir mit einem fünfzehnminütigen Vorsprung los und ließen uns mal überraschen. Hier ein blauer Pfeil nach dort, dort ein roter Pfeil nach hier. Oder ein gelber Pfeil nach da drüben und wieder zurück. Wir versteckten Kärtchen mit Fragen und Aufgaben und kennzeichneten idiotensicher den Weg zum nächsten Fundort. Vorbei ging es an Gärten, Bushaltestellen, Höfen und Häusern und bei Klaus Glück.
Klaus Glück betreibt ein kleines Restaurant, dass Mitte der siebziger seinen Zenit erreichte und inzwischen wieder das Comeback dieser Zeit feiert. Bei Klaus Glück stand auf dem Kalenderblatt definitiv noch der 9. Mai 1973 und dass würde sich die nächsten 23 Jahre nicht ändern. Ein Urgestein der Gastronomiegeschichte und definitiv der coolste Typ am Platze.
Klaus Glücks Einkehrstübchen lag so perfekt am Wegesrand, dass wir beide Jungs ohne Umweg hineinlotsten. Ihre Aufgabe: Bestellt euch zwei Kümmerlinge. Das war doch schon mal einfach. Während wir also durch das Örtchen schlichen und eifrig neue Aufgaben und Hinweise versteckten, Kreidepfeile auf die Straße malten und Bäume mit Hinweisen verzierten, tranken die beiden Kümmerling mit Klaus. Es gibt wirklich Schlimmeres.
Nur um einmal einen Eindruck der Schwierigkeitsstufen der Aufgaben zu vermitteln, hier einige Beispiele: denkt euch ein Gedicht aus, zeichnet ein Haselhuhn, knetet unser Hausboot, fragt im Hafenrestaurant nach dem Preis für ein Stück Kuchen mit Sahne, pflückt einen Blumenstrauß. Letztes war nicht ganz uneigennützig, denn dieses bunte Wiesengrün sollte später unsere schwimmende Schrankwand zieren. Spontane Planänderung waren keine Seltenheit und eine der letzten Aufgaben lautete entsprechend neu: Schenkt dem Klaus den Blumenstrauß. Das wiederum zog eine weitere Aufgabe mit sich: … und bestellt euch anschließend ein Bier. Klaus fand das Rein und Raus und gemeinsame trinken mit den beiden ersten Offizieren offenbar sehr unterhaltsam, sodass er anschließend noch eine Runde Kümmerling schmiß und die Jungs dann anschließend rauswarf. Mit allen erfüllten Aufgaben, drei Bieren und zwei Kümmerlingen im Turm kehrten unsere Schnitzelsucher wieder Heim aufs Boot.
Ausklang fand der erlebnisreiche Tag mit einem Diskoabend. Zwar ohne Klaus Glück, dafür aber mit Klassikern von Michael Jackson und Kurt Cobain. Für die, die noch länger wach bleiben konnten, spielte Motörhead zum finalen Tanztee. Die schwimmende Schrankwand bebte im Rhythmus von Punk, Hardrock und Heavy Metall, dem Steg blieb keine andere Wahl als gelangweilt mitzuschwingen, die Yachten neben uns wackelten verständnislos in ihren Ankerbuchten. Zwischendurch hatten wir die Vermutung, man würde uns heimlich vom Steg lösen, auf die offene See hinausstoßen und einfach uns unserem Schicksal überlassen.