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Reykjavik.

Ort: Reykjavik
Wetter: Fencheltee wäre das größere Übel

“BITTE NICHT DIE PFERDE FÜTTERN!” Vom Besitzer
“BITTE NICHT BEACHTEN!” Vom Pferd

Ja, die kleinen Racker auf ihren weitläufigen Weideflächen … immer zu einem Schabernack aufgelegt. Was soll Fury auch den ganzen Tag machen? Versteck spielen? Kuchen backen? Hufeisen schmieden? Islandpullover stricken? Nein, Black Beauty steht mitten auf der Wiese, läßt sich vom schroffen Wind die lange, zottige Mähne frisieren und wartet geduldig auf Touristen mit Berührungs- und Fotozwang um sich hingebungsvoll bekraulen zu lassen und als Dankeschön ungeniert in die Linse zu gähnen. Jolly Jumper kann sich selbst satteln, geht allein zum Schmied und holt auch schon mal die Wäsche aus dem Waschsalon. Mr. Ed kann sprechen. Und was kann das gemeine Islandpferd? Es steht mit dem ausdrucksstarkem Blick einer Amöbe bei der Zellteilung und der Ausstrahlung einer viel zu heiß gewaschenen Tennissocke meditativ wie ein buddhistischer Mönch in der Abendsonne auf seiner Koppel und ruht still und starr vor sich hin. Völlig uninteressiert am politischen Weltgeschehen, der Klimaerwärmung oder von isländischen Fest- und Feiertagen. Ja, das Islandpferd, ein unaufgeregter Geselle der den Schweigefuchs und die Meditation als Lebensqualität für sich entdeckt hat.

Route: Reykjavik, Akranes, Borganes, Reykholt, Hraunfossar und zurück, ca. 300 km
Wetter: viel Sonnenschein und satte 10 Grad, mal Wolken, mal Tröpfchen von oben, 9 Regenbögen

Island ist schön, berauscht und breitet sich ungezähmt und anmutig vor dir aus. Es ist perfekt mit jedem Schlammloch, in das man knöcheltief eingeatmet wird. Es beeindruckt mit jeder arktisch peitschenden Sturmböe, die dir ungebremst ins Gesicht schlägt. Vergessen sind die tiefen Löcher auf unbefestigten Straßen mit dem Ausmaß eines ausgewachsenen Kraters und bei denen man mit geschärftem Blick bis zum Erdkern schauen kann. Auch der auf dich einprügelnde Regen, der sich durch eine unachtsam geschlossene Stelle genüsslich durch die zahlreichen Stoffschichten frisst und nach wenigen Sekunden sanft die nackte Schulter berührt. All das ist vergessen, sobald du vor riesigen Eisbergen stehst, zwischen Felsen rumkletterst, auf das tobende Meer schaust, die erhabenen Wasserfällen mit ihren langen, glitzernden Eiszapfen bestaunst, die bunten Farben inhalierst oder einen Regenbogen siehst.

Grast da hinten auf dem Hügel etwa ein Einhorn?

Island ist schön. Und es wäre unangemessen mit einem abgebrochenen Fingernagel oder einer erröteten Hautunreinheit vor die Tür zu gehen.

Route: Reykjavi, Þingvellir-Nationalpark, Geysir, Gullfoss, Kerid, ca. 300 km
Wetter: überall anders

Route: von Vik nach Reykjavik, ca. 250 km
Wetter: Sturm, Regen, Sonnenschein

Die gute Nachricht: die Hütte seht noch und das Dach ist wasserdicht. So wie es sich für mich darstellt, ist der isländische Wettergott ein depressiver Alkoholiker mit ausgeprägter Neigung zu finsterem Humor. Bei diesem Wetter würde nicht mal Amazon seine Drohnen vor die Tür schicken, auch nicht für Prime-Kunden. Aber … Regen ist erst, wenn die Lachse in Augenhöhe vorbei schwimmen. In diesem Sinne … Partyhütchen auf und ab dafür.

Ich mache mir ernsthafte Sorgen: Können Elfen schwimmen?

Wieso verkauft man für dem Islandtouristen Handwärmer, wenn Schwimmweste und Gummistiefel sehr viel nützlicher sind?

Warum gibt es Socken in Dosen aber keinen Sonnenschein in Tüten?

Oh, eben kam Noah mit seiner Arche vorbei und sagte, in 30 Minuten ist Abfahrt.

Route: Vik – Jökulsárlón Gletscherlagune und zurück, ca. 440 km
Wetter: noch mieser drauf als ich es bin

Ich dachte bisher, Orkan sei nur der Name meines türkischen Gemüsehändlers, der mir mit seinem zahnlosen aber freundlichen Lächeln die Süßkartoffeln wiegt und die weiße Plastiktüte mit einem Preisschild dekoriert. Orkan heißt auf isländisch frei übersetzt aber auch starker Sturm. Also ein sehr ausgeprägt wehendes Lüftchen, das den Islandpferden den Pony glättet und auf der Weide grasenden Schafen die Naturkrause aus dem Fell frisiert. Die steife Brise mit den nicht unerheblich kleinen und peitschenden Wassertröpfchen wirbelt einiges durcheinander und schiebt so manch hochgebautes Auto sanft von der Ringtraße. Natur ist ja ganz prima, aber muss es denn gleich so übertrieben viel auf einmal sein?

Vorausschau für die nächsten Tage: Graufilter brauche ich mir nicht vor die Linse setzen, hier gibt es naturgrau in allen Schattierungen.

Route: von Keflavik nach Vik, ca. 239 km
Wetter: erst gut, dann weniger gut, später desaströs

Island im Winter.

Globetrotter hat mit mir sein Jahresumsatzziel bereits Ende Februar erreicht.
Amazon hat kurzfristig beschlossen, mir eine eigene Packstation ins Haus zu stellen.
Bei ebay werde ich vermutlich in die Hall of bester Käufer aufgenommen.

Habt Ihr eigentlich eine Vorstellung wieviel Blogs, youtube-Filme, Erfahrungsberichte, Rezensionen, Vergleiche und Qualitätsprüfungen es zum Thema Thermosflasche gibt? Eine ganze Enzyklopädie könnte ich jetzt dazu verfassen und ich wünschte, ich könnte mein geballtes Wissen über dieses doch sehr unterschätze Thema weit verbreitet in die ganze Welt streuen.

Handwärmer, ein noch viel schöneres Thema! Unzählige Testberichte und Versuchsreihen mit unterschiedlichen Außentemperaturen durchgeführt von erfahrenen internationalen Expertenteams habe ich in den späten Nachtstunden aufgesogen wie der der Dyson V10 die Krümel von Frühstücksmüsli. Ich weiß nun alles über den Aufbau und die Funktionsweise eines Taschenwärmers. Daher habe ich beschlossen, mir noch schnell das notwendige Bastelzubehör aus dem Fachmarkt für den kleinen Elektroniker zu organisieren und das Gerät um ein Retina Display zu erweitern um darauf loderndes Kaminfeuer in bester 5K Qualität abzuspielen. Vermutlich werde ich nun eine nicht unerhebliche Mitschuld an der globalen Erwärmung und der unaufhaltsamen Gletscherschmelze tragen. Ich bin mir der Tragweite der Nutzung eines Taschenwärmers durchaus bewusst.