Drei Fragen beschäftigen mich bereits seit den letzten vier Tagen:
Warum kleben Leute ihre Fotos, bunte Bildchen, Weihnachtsdekoration oder sonstige merkwürdige Zeichen an ihre Kabinentür?
Warum befinden sich die Speisesäle immer ganz vorn oder ganz hinten im Schiff, also an Orten mit dem größten Schaukelgrad und an denen man die beste Chance hat, sich das Essen zweimal durch den Kopf gehen zu lassen?
Woher weiß unser Kabinensteward Rodrigo exakt, wann wir die Kabine verlassen und wieder zurückkommen?
Die erste Frage ist mit ein wenig Phantasie schnell beantwortet: Bei der Vielzahl der Gänge und Türen findet man nach durchzechter Nacht oder bei Orientierungsschwäche vermutlich schneller die Tür, in der der am roten Carnival-Lanyard baumelnde Schlüssel passt.
Die zweite Frage lässt sich vermutlich dadurch erklären, dass es zahlreiche sadistische Schiffskonstrukteure gibt.
Aber die dritte Frage bereitet mir tatsächlich Kopfschmerzen.
Woher kennt Rodrigo den genauen Zeitpunkt, zu dem wir die Tür hinter uns schließen und er damit ein winziges Zeitfenster hat, unsere Kabine in Ordnung zu bringen? Auf den Gängen ist er weit und breit nicht zu sehen. Erwischt hat er uns auch nie. Kameras in den Gängen haben wir vergeblich gesucht. Also, woher weiß er das? Kaum sind wir raus und kommen nach 30 min wieder, ist die gesamte Kabine inkl. Balkon porentief gereinigt, das Bett gemacht, das Bad desinfiziert, alle Handtücher ausgetauscht und schön gefaltet, der Balkon gewischt und die Spiegel und Scheiben geputzt. – Auf einigen Schiffen werden winzige Papierschnipselchen auf die Türklinken gelegt. Wenn er auf dem Boden liegt, ist das ein sicheres Indiz dafür, dass der Gast seine Kabine verlassen hat und der Weg frei ist fürs Staubsaugen und Bettenmachen. Nicht so hier. Hier liegen definitiv keine Schnipsel auf dem Boden. Wir zertrennen beim Rausgehen auch keine heimlich gespannten Wollfäden, kleine Glöckchen klingeln auch nicht. Drucksensoren vor der Kabinentür oder Bewegungsmelder in den Zimmern würde ich spontan raten. Und Rodrigo sitzt vermutlich in seiner mit Hightech vollgestopften Schaltzentrale und schaut, wann, wo, welche Lämpchen rot oder blau blinken, um dann in Windeseile mit seinem Putzmaterial auszurücken. – Ich werde ihn morgen dazu befragen.
Hawaiianisches Wort des Tages:
kala mai ia’u – Tschuldigung
Windstärke: 13 km pro Stunde
Wetter: 25 Grad locker und schön sonnig