2019: Kreuzfahrt Persischer Golf

Zeitraum: 07. – 20. Februar 2019
Kreuzfahrtschiff: MSC Lirica

Reiseroute:
Dubai, VAE
Abu Dhabi, VAE
Sir Bani Yas, VAE
Doha, Katar
Manama, Bahrain
Muscat, Oman
Khasab, Oman

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Burj Khalifa

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Burj al Arab – In der Skyview Bar gebs nen gepflegten Cocktail.

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Vor Jahr Millionen hat sich eine Gruppe Landsäuger auf den Weg gemacht, um die Weltmeere zu erobern, um dort mal richtig auszuspannen.  Pholster-Phohl. Eine Reisegemeinschaft von auserlesenen Ruheständlern aus dem Tal der Ahnungslosen, hinausgezogen um die Welt mit ihrem lustigem sächsischen Dialekt ein klein wenig bunter zu machen. Erkennungszeichen der eingeschworenen Gemeinschaft ist ein leuchtend gelbes Schlüsselbändchen mit unübersehbaren roten und blauen Buchstaben und der erinnerungswürdigen Aufschrift Pholster-Phohl, die sich unerbittert in die Netzhaut brennt.

Sie sind ein kleines Völkchen mit friedlichen Absichten, manchmal etwas zu laut und unkontrolliert, aber immer mit einem fröhlichen Lied auf den Lippen. Unerschrocken erkunden sie die Welt außerhalb des sächsischen Universums und lassen sich dabei nicht von schmunzelnden Blicken der im hochdeutschen Sprachraum lebenden Bevölkerungsgruppe einschüchtern.

Der Sprachgesang ist etwas gewöhnungsbedürftig, doch mit etwas Übung, gutem Willen und einer reichlichen Portion Phantasie kann auch der ungeübte Linguistiker  diesen verbal hochgradig anspruchsvollen Texten folgen:

Herdda, dor Muggefugg isch gold. Kumschte nei!
Hans, hasse den Googleschreiba inne Dasche?
Tschässigah! Musse imma olled andaddschorn, nu?
Orschwerbleede!

Ich werde dieser possierlichen Spezies noch ein wenig Lauschen, um beim nächsten 45-minütigen Anstehen an der Bordrezeption ein wenig mitplaudern zu können.

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Heute ist ein Seetag und es gibt tatsächlich jede Menge zu sehen. Das Meer zum Beispiel. Und die Iranische Küste auf der Schiffsseite mit den geraden Zahlen. 

Und es wird heute ein unendlich großes Potpourri an Aktivitäten angeboten, damit der gemeine Kreuzfahrer sind vor Langeweile nicht die Nägel lackiert oder von der Reling stürzt.  

Muskelaufwärmübungen, zum Beispiel. Nunja, wie der Name bereits unvermessen ankündigt, ist dieses morgendliche Sportprogramm nicht für jeden Kreuzfahrer geeignet. Ich könnte hingehen, allerdings kollidierte diese körperliche Ertüchtigung zeitlich mit meiner morgendlichen Hyalorongesichtstherapie die unmittelbar nach dem Zähneputzen im heimischen Kabinenbad stattfindet. 

Nächste Option wäre Malen & Basteln mit Jeremy, dem smarten Designer des Persischen Golfes. Hier können in der Beverly Hills Bar heute T-Shirts bemalt werden. Ich hab lange über eine aktive Teilnahme nachgedacht, bin dann aber zum Entschluss gekommen, den Endachzigern den Valentinstag nicht zu versauen. Noch lieber hätte ich bunte Blüten aus Luftballons geknotet oder Leuchttürmchen aus grauen Pappröllchen aufgebrauchten Toilettenpapiers gebastelt.

10:00 Uhr: Ping Pong Turnier. Verdammt. Zu spät.

11:00 Uhr: Frühshoppen am Pool auf Deck 12, mit original Bayerischer Folklore und Trachten aus dem schönen Bavaria. Hier wird gleich das Fass angestochen und die Kapaelle lädt zum rhythmischen Schunkeln ein. Zopfflechtkurse und Bayerisch Unterricht werden für Goldmitglieder kostengünstig angeboten.

11:30 Uhr: Servietten falten. Ja! Endlich mal ein sinnvolles Angebot für den aktiven Weltenbummler. Ich möchte gern wissen, wie man aus einer Serviette einen gestreckten Mittelfinger bastelt oder ein niedliches Einhorn mit langem Schweif.

Wenn ich jetzt aufstehen würde, käme ich noch rechtzeitig zur Polka-Tanzstunde mit Carolina und Luis (Vittong 😉 witzig!). Bedauerlicherweise habe ich meine Polnischkentnisse adhoc nicht abrufbereit, sodaß ich diesen Programmpunk aus meiner heutigen Aktivitätsliste streichen werde.

12:30 Uhr: Kleines Golf Turnier. Ich frag mich, wie die die Fahrzeuge wohl an Bord kriegen wollen.

15:15 Uhr: Pooldeck. Eiscreme-Demo. Oder meinen die Eincreme-Demo? Bei der deutschen Übersetzung des Tagesprogramms bemerkt der aufmerksame Leser doch einige Übersetzungs- und Rechtschreibschwächen und so behaupte ich, angesichts der heutigen Außentemperaturen, es handelt sich um die Demonstration des richtigen Eincremens vor dem Sonnenbad.

16:30 Uhr: Deck 5, Arabisch Unterricht. Daran nehm ich definitiv teil. Ich würde gern meinen arabischen Grundwortschatz weiter ausbauen und meine bereits gelernten Vokabeln überprüfen:
Getränkebestellung – Hassu manbia da
Aufforderung „Aus dem Weg“ – Haudum al-abda
der Toningenieur – Machma Hall
der Eventmanager – Hassema gaffa da

Aktuelle Position: 288,83 sm (534,91 km) vor Bahrain

Das Positive an diesem Schiff: Es gibt kein Kinderbuffet. Zunächst betrachtete ich diesen Umstand jedoch als äußerst irreparabel, bis mich mein ausgemergelter Körper auf direktem Wege zum Erwachsenenkuchenbuffet führte, auf dem diese völlig überzuckerten Baiserkekschen still darauf warteten, ihr nächstes Opfer direkt auf die Oberschenkel zu hüpfen. Da ich mir über die Wirkungsweise auf den körperlichen Umfang durchaus bewußt bin, konsumiere ich dieses adipös vorbelastetem Genussmittel äußerst sparsam – im Gegensatz zum ein oder anderen Passagier, der die Konfektionsgröße eines mittelgroßen Beduinenzeltes trug. Bei der Frage, „Findest Du mich zu dick?“ Wäre die einzig richtige Antwort „Warte, ich komm rum“. Das sind die Menschen, die ihre Topfpflanzen mit dem lateinischen und dem deutschen Namen beschriften, damit sie zweisprachig aufwachsen.

Prinzipiell ist man auf Kreuzfahrtschiffen ständig einer großen Hungersnot ausgesetzt. Was, wenn das Buffet aufgrund von fehlendem Bircher Müsli früher schließen müsste? Oder gekochte Eier so lange gewärmt würden, dass sich erste Anzeichen von intelligentem Leben entwickelt und zaghaft von innen die Schale durchbricht? Oder mitten auf dem Weg von Muscat nach Bahrain der Vorrat an Dosenananas über dem Haltbarkeitsdatum liegt? Diese Situationen möchte doch niemand an Bord erleben, niemand! Man weiß einfach nicht, wann der Essensvorrat zur Neige geht. Es kann jederzeit völlig überraschend stattfinden. Daher baut der kluge Kreuzfahrer eben vor und schüttet alles in sich rein, so lange es noch lauwarm auf der Buffetfläche vor sich hin trocknet.

Ich habe Schnitzel, Lasagne, Pasta mit Kochschinken, frisch gefangenen Seelachs, Kartoffelsalat, Deutsche Würstchen, Quiche mit Möhrchen, drei Pizzastücke belegt mit Tomate, Mozzarella, Oliven und Salami sowie zwei Schokoladentörtchen mit einer Piemont-Kirsche lieblos übereinander gestapelt auf der räumlich eingeschränkten Grundfläche eines einzigen Tellers gesehen! 

Memo an mich: Lächeln. Umdrehen. Augen rollen. Nicht andersrum.

Wetter: heiß, 29 Grad eine sehr laue Brise
Route: grad auf der Straße von Hormus unterwegs

Es gibt Momente im Leben, da sind Badelatschen, auch wenn sie mit edlen Swarowski-Kristallen (ähnlich denen, die zu tausenden in den tonnenschweren Kronleuchtern der Moscheen vor sich hin stauben), aufgewertet sind, nicht die richtig Wahl zu sein scheinen. Zum Beispiel dann, wenn man wie eine Gazelle auf Felsen hüpft, über Geröll wandert, auf Steine klettert und sich entlang einer Felswand hangelt, bei der es auf einer Seite so unergründlich tief abwärts geht, vergleichbar mit dem schwarzen Loch in Damenhandtaschen. Willst Du etwas nie wieder sehen, dann leg es in meine Damenhandtasche, dort wird es in Nanosekunden von Universum inhaliert. Nachweislich ist meine Handtasche von innen deutlich größer als sie von außen den harmlosen Anschein erweckt. Ich weiß nicht, hat irgendjemand schon mal dieses Mysterium lösen können? Hömma, wir sind in der Lage, künstliche Hüften zu implantieren, vegane Schnitzel zu modulieren oder Molekular-Cocktails zu mischen, die geschmacklich an Saibling mit Tintenfischrisotto erinnern, schaffen es aber nicht, eine plutoniumbetriebene Handtaschenflutlichtanlage zu erfinden, die hell genug leuchtet, um auch die dunkelste Ecke einer Damenhandtasche zu erreichen? Welch unerforschte Lebensformen sich hier wohl hinter leeren Tick Tack Boxen, zerfaserten Taschentüchern, Werthers Echte Bonbonpapier, Parfümpröbchen, einem Black&Decker-Akkuschrauber und Notizzettel aus vergangenen Epochen der Menschheitsgeschichte verstecken! Vermutlich würde ein Sammelsurium dieser Informationen die gesamte Theorie der Evolution revolutionieren! – Aber ich weiche vom Thema ab. Muscat war toll – ich sollte wiederkommen!

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Muscat scheint die Hauptproduktionsstätte von Luis Vittong zu sein. Ob Handtaschen, Reisegepäck, Düfte, Uhren, Schuhe, Schmuck oder Tücher, Luies Vieton gibt es hier selbst beim Eisdealer um die Ecke. Such dir Material und Wunschfarbe aus, Louis Viuton wartet geduldig auf potente Käuferschaft zwischen Muskatnüssen, Aladins Wunderlampe und in der chemischen Zusammensetzung äußerst bedenklichem Plastikspielzeug. Von Pink bis Smaragdgrün, über Türkis bis Flieder, Luui Vuitong lässt keine Wünsche offen. Kann ein Boutiquemanager der exclusiven Nachfrage der anspruchsvollen Klientel bedauerlicherweise  einmal nicht gerecht werden, weiß er um schnelle Abhilfe. Lieferschwierigkeiten kennt man hier nicht. Der Boutiquemanager schräg gegenüber führt neben seiner Auslage von frischem Ziegenfleisch und dem Exportschlager Iranischer Safran ebenfalls das gut sortierte Sortiment von Loiis Viettonk. 

Ali, unser Tourguide-Taxi-Fahrer trug ebenfalls stilsicher und modebewußte Lois Viton um den Hals geschlungen. 

Luois Vitong – ein Mann der die nicht nur Frauenherzen höher schlagen läßt.

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Wetter: 28 Grad, wolkenlos

Wenn man vom Kapitän persönlich eingeladen wird, dann geht man hin. Punkt. Als Besitzerin der Cruise-Goldkarte bekomme ich nicht nur eine MSC-Anstecknadel und einen kostenlosen Obstkorb mit vier verschiedenen Früchten, sondern habe auch gewisse Verpflichtungen, denen ich trotz mangelnder Freizeit wohlwollend nachkommen muss. Punkt.

Die Beverly Hills Lounge auf Deck 5 ist unter den Gefrierpunkt gekühlt. Ich meine, aus dem Augenwinkel einen Pinguin im Frack gesehen zu haben. Apropos Frack. Die Modenschau beginnt. Ladies, der rote Teppich liegt, der Kapellmeister bittet zum Aufmarsch.

Von Diskokugel, über völlig fehl interpretierte Abendgarderobe bis zu experimentellen Ballkleidern, die mindestens 2 Konfektionsgrößen zu klein gewählt wurden, war eine reiche Auswahl an längst in Vergessenheit geratenen Kleidungsstücke der letzten Jahrzehnte dabei. Einen schlechten Geschmack kann sich eben jeder leisten. Da drüben hat jemand Tiffy auf dem Gewissen! Das gelbe Federvieh endete als bodenlanger Tellerrock. Falten, ja, Falten sind auch unterwegs, die einen tragen sie übermalt im Gesicht, die anderen am Kleid. Man muss eben wissen, was man tragen kann. 

Sagenhaft, die reichhaltige Auswahl an bedenklicher Herrenbekleidung. Es gibt einen Jamie Oliver des schlechten Geschmacks. Brokatjacket mit der wunderbar bunten Phantasiewelt aus Avatar, rote Nike Neoprenschuhe mit kontrastreichen Sportsocken, Ganzkörperlederimitananzüge mit Hüftgürtel. Meine Herren, lasst Euch doch bitte beraten, manchmal wird Mut einfach doch nicht belohnt!

Da ist er! Der Christoph Kolumbus der sieben Weltmeere, der D´Artagnan der östlichen Hemisphäre, der Jack Sparrow des Persischen Golfs, der Marco Polo der preiswerten Reiseliteratur. Der Kapitän ist da! Salvatore oder Luigi oder so. Jedenfalls habe ich den Namen schon mal bei einer Barailla-Werbung gehört. Da steht er nun in voller Pracht und mit straff sitzendem weißem Anzug und ist bereit, die Damen glücklich zu machen. Rollatoren stehen verweist in den Ecken, Gehhilfen fliegen ungeachtet möglicher Opfer in alle Richtungen. Ein Wunder! Lahme können wieder gehen. Ich glaube links in der Ecke hat sich gerade eine Mumie ausgewickelt. 

Es fliegen Kabinenkarten, Stützstrümpfe und das ein oder andere benutzte Rheumapflaster. Wäre er wohl besser auf der Brücke geblieben. 

PS: Hat ein Kapitän eigentlich auch Brückentage? 

Wenn ich die Region um Khasab beschreiben würde, dann fallen mir unzählige Begrifflichkeiten dafür ein. Nur um einige wenige zu nennen: Gebirge, Steine, Felsen, Steine, Felsen, Gebirge. Gebirge. Felsen. Steine. Gebirge. Die Felsen stehen entspannt im Wege rum, ein Stein unaufgeregter als der andere. 

Hier in 1.500 m Höhe herrscht vollends friedliche Grundstimmung. Ab und zu sorgt ein hektisch flatternder Schmetterling für leichte Unruhe oder eine bunt gescheckte Bergziege, stolpert orientierungslos auf die andere Wegseite. Im Vergleich dazu ist das Death Valley eine Partymeile. 

Auf dem Gipfel des Jebel Harim, in 2.000m Höhe (der Höchste Berg der Region übrigens), herrschen Temperaturen wie in einer gut unterkühlten Beziehung. Der Wind ist rau und die Aussicht eingeschränkt. Sonnenmilch braucht man hier oben heute nicht, eher Frostschutzmittel und die gute Daunenjacke von glücklichem Federvieh aus Spitzbergen, die bedauerlicher Weise hübsch entspannt in Kabine 9049 hängt. – Dennoch, schön isses hier oben. Und so friedlich.

Mohamed, unser Fahrer, war Ägypter, der am Oman mal so gar nichts toll fand. Er war jedoch stets bemüht, uns die Schönheit des Landes mit dem nötigen Enthusiasmus und Tourismusgrundwissen nahezubringen. Wir waren zwar sehr wortkarg, dafür aber äußerst aktiv unterwegs. Wir kletterten auf Berge, in alte Gemäuer, auf riesige Felsen und dicke Steine und in unterirdische Häuser. Wir bewunderten minutenlang in Felsen eingeschlossenes Meeresgetier, dass vor Jahr Millionen offensichtlich nicht schnell genug weglaufen konnte, als die Erde sich zu bewegen begann und entschied, ein wenig mehr Stimmung in den Oman zu bringen. Und jetzt ist es so schön friedlich hier oben.

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Wetter: von 24 bis 14 war alles dabei
Route: von Khasab nach Muscat, Oman


Der Aktivitätstracker meiner Uhr fragt vorsichtig nach meinem gesundheitlichen Zustand und informiert mich freundlich drüber, dass ich mich heute eindeutig zu wenig bewegt habe. Mit lustigen Sprüchen möchte er mich zu sportlichen Höchstleistungen motivieren. Entschuldigung!?! Ich hab das Schiff nicht geplant und das Büffet nur knapp über unsere Kabine gebaut! Außerdem habe ich meiner Jogginghose bereits heute morgen mitgeteilt, dass sie niemals joggen wird! Ok, Vielleicht lauf ich nachher mal um den Block, den DinA4-Block.

Sir Bani Yas, eine naturbelassene Wüsteninsel 250 km südwestlich von Abu Dhabi. Etwa 17,5 km lang und 9 km breit, mit einer Fläche von 70,53 km². Das größte Naturschutzgebiet der Emirate. Der eigentliche Plan für heute war, den Arabien Wildlife Park, eines der größten Wildtierreservate des Persischen Golfes zu besuchen und freilaufende Tiere gucken. Arabischen Oryx-Antilopen, Gazellen und Giraffen, Hyänen und Geparden. Am Ende schauten wir alten Menschen in viel zu schlabbrigen und viel zu bunt geblümten Badeanzügen zu, die sich um den Pool auf Deck 11 Sonnenliegen erstritten und sich in transluzente Schlafzustände wiegten. Ja, das Wetter mal wieder. Zu hohe Wellen, zu viel Wind, mal wieder zu viel von Allem. Damit wurde das Tendern mit kleinen Bötchen zur Insel abgesagt. 

Aber so ein Seetag tut dem stressigen Urlauberleben auch ganz gut. 

Das Ruhen, Dösen und Schlafen wurde lediglich durch spontane Besuche am Buffet unterbrochen, die aber niemals länger als nötig dauerten. 

Wetter: heiß
Route: auf dem Weg nach Khasab, Oman

Ich hab ihn gesehen. Batman. Er flog. Übers Wasser. Zur Red Bull Air Race. In Abu Dhabi. Hoch. Und weit. Er trug schwarz, verzichtete jedoch auf seinen Umhang, mit dem er laut Berechnungen von Physikern eh nur auf die Fresse fliegen würde und wählte statt dessen ein Flyboard. Vermutlich mit dem Antrieb aus einer uranbetriebenen Kuckucksuhr russischer Einwanderer. Er flog und drehte sich, flog hoch und flog runter und flog in alle Richtungen. Vor der Abu Dhabi Skyline. Hömma, wenn das nicht Batman war, wer denn bitte sonst? 

Nachtrag: Natürlich könnte ich hier viele kluge Sachen schreiben. Aber sind wir doch mal ehrlich, wer würde mir das glauben!?

Wetter: 27 Grad, wolkenlos
Route: von Abu Dhabi nach Sir Bani Yas, VAE

Ein Tag vollgepackt mit Highlights, Superlativen und einem Guide, der weiss, wie man Mädchen glücklich macht. Ein Tag, der unvergesslich in Erinnerung bleiben wird.

Imran, aus Pakistan. Charmant, ansteckendes Lächeln, leichtes Lispeln. Aber das hört man nicht, wenn man in seine grauen Augen schaut. Damit wäre dies der eindeutige Beweis für die These: Hast Du Kopfschmerzen, hau dir mit dem Hammer auf den großen Zeh. 

Imran war der Meister unter den Tourgides. Mit Geschick, hoch angesiedeltem Humor und fundiertem Fachwissen manövrierte er das 5köpfige Reisegrüppchen durch die Highlights der islamischen Kultur. Er war der dreibeinige Hund von Abu Dhabi, hatte unter jedem Hügel einen Knochen vergraben und wußte genau, wann er ihn ausgräbt und mit wem er ihn teilen wollte. Imran ist der George Clooney der orientalischen Tourismusindustrie und meine Prognose lautet: wenn die Emirate noch mehr Inseln bauen, dann wird Imran bald auch den europäischen Markt vollständig überrollen.

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Der Monorail brachte uns auf die Palme. Bis zum Hotel Atlantis. Dort warteten neben unglaublich leckeren Eiskreationen, sagenhaft kitschige Geschenkartikel zu Preisen eines zweiwöchigen Wellnessurlaubs und jede Menge Attraktionen für Wahnsinnige auch wieder die zauberhaft orientalischen Geruchsexplosionen auf meine durchaus überhitzten Riechzentren. Ich bin der Übermäßigkeit und der Fülle von Allem trotz gestrigem Trainings heillos überfordert. Ich habe Kopfweh. Mein Heiligenschein drückt.

Wäre ich in meinem Leben irgendwann irgendwie anders abgebogen, hätte ich das Burj al Arab nicht vom kilometerentfernten Eingangstor fotografieren müssen, sondern wäre mit meinem Helikopter auf dem Dach des 7-Sterne-Hotels gelandet, hätte in meiner 780 qm großzügigen Royal-Suite meinen Nachmittagstee mit Daniel Craig und lustig bunten Macarons zelebriert, später zusammen mit meinem Butler die steuerbaren Cashmerevorhänge ständig auf- und zugezogen und den anstrengenden Tag zum Sonnenuntergang im Jacuzzi mit einen Glas Bombay Sapphire Revolution friedvoll ausklingen lassen.

Zur Realität habe ich nur noch sporadisch Kontakt.

Wetter: 25 Grad, schönes Wetter
Route: von Dubai nach Abu Dhabi, VAE

Ausflüge auf eigene Faust bedürfen der äußerst konzentrierten Vorbereitung. Ein flüchtiger Blick auf eine Karte ist schon ein guter Beginn, jedoch hätte das gewissenhafte Lesen der Legende helfen können zu erkennen, dass es durchaus auch weitere Varianten zur üblichen Meterangabe gibt. Im Land des gelebten Gigantismus und der Superlativformulierungen wie „World´s biggest, largest, highest, longest, widest…“ wird eben nicht mit dem Meterangaben gearbeitet sondern in Fußballfelder gemessen. 1m gleich 5 Fußballfelder – oder so. Und so wurde der einst so zauberhaft visualisierte kurze Spaziergang zum Gewürz-, Parfüm- und Goldmarkt entlang des Hafens zu einer 45 minütigen Taxifahrt durch einen Bruchteil des Ausmaßes von Dubai.

Die Gerüche des Marktes waren nicht minder Raum einnehmend wie die zahlreichen Händler, die Prada-, Gucci- und Valentino-Taschen preiswert anboten. Gewürze in den schillerndsten Farben, Safran, Rosen, Anis, Vanille, Zimt, Muscat, Kardamom, Kurkuma, Curry oder Nüsse, Feigen, Wurzeln – alles hübsch für den Touristen zurecht drapiert. 

Irgendwo zwischen Moschus, Amber, Patschouli und Bergamotte, Sandelholz und Zeder habe ich meinen Geruchssinn vollständig verloren. Was sich als eine äußerst hilfreiche Notfallmaßnahme herausstellte, um den Parfümmarkt nicht als Zombie zu verlassen. Ja, ich bin dankbar dafür, dass mein Körper auch ohne mein aktives Zutun für mein Wohlergehen sorgt.

Wetter: 26 Grad, Sonne satt

Bircher Müsli ohne Löffel zu essen geht bis zu einem gewissen Punkt gut. Dann aber kommt die Gewissensfrage.

Also, wo bekomme ich einen Löffel her? Ich habe mehrere Möglichkeiten kurz gedanklich überschlagen:

  1. Aufstehen und selbst einen holen. – Kommt so gar nicht in Frage!
  2. Katja unwiderstehlichen Appetit auf einen lecker Kamillentee zu suggerieren und ihr das Briefing für die Task Force „Löffel“ mitzugeben. – Fällt aus, wegen möglicher Kapazitätsüberschreitung ihres schwächelnden Fußes.
  3. Guuuuuute Idee, einen vorbeigehenden Gast fragen, ob er wohl die Freundlichkeit besitzen könnte – seeeeeeehr gute Idee! Der Erste war zu alt, der hat mit großer Wahrscheinlichkeit nach schon an der ersten Türschwelle vergessen, was er mitbringen sollte. Der Zweite hatte körperliche Beeinträchtigungen, die das Heben eines Löffels ohne fremde Unterstützung nicht möglich machten. Die dritte und vierte vorbeilaufende Person, ich nenne sie liebevoll Hol-ma und Bring-ma, wollten sich für diese Dienstleistung angemessen bezahlen lassen. Was für eine Servicewüste!

Gut. Man kann auch mit einer Gabel Bircher Müsli bis zum Boden des Glasschüsselchens zu Ende löffeln. Es dauert länger, aber es ist machbar.

Wer einmal ausprobieren möchte wie es sich ansatzweise anfühlt, 5 Stunden am Stück durch Turbulenzen zu fliegen, der möge sich auf ein Dreirad setzen und den Mount Everest vom Gipfelkreuz zum Basislager 3 runterrollen. Sollte die Vorstellungskraft dazu nicht ausreichen, wäre die die Alternative dazu, sich in einen Eiswürfel zu versetzen, der in einem Cocktailshaker zwischen Proteinkonzentrat, Molkepulver, Sojaeiweiß und Aminosäuren Power Teil des Kraft- und Ausdauerprogramms von Dwayne „The Rock“ Johnson ist. Diese wenig erfreuliche Gesamtsituation brachte mich in hoch frequentierten Abständen dazu, an die längst vergessenen Gottheiten wie Tom und Jerry, Lucky Luke und Calimero Stoßgebete zu senden, und inständig um die Verbesserung Wetterlage der zu bitten. Vielleicht wäre ein geringfügiger arabischer Wortschatz oder wenigstens ein paar Bröckchen davon von unerlässlichem Vorteil gewesen.

Wetter in Dubai: 22 Grad, Sonne, blauer Himmel