Venedig, die Lagunenstadt. ha! Hätten wir gewußt, daß die Sirenen zum Frühstück nicht zum Morgengebet aurufen, wäre ich vermutlich nicht so voller inbrunst mit meinen neuen Gummistiefeln durch das kniehohe Wasser am Piazza San Marco gewatet. Und vermutlich hätte ich auch nicht einen Gedanken daran verschwendet, dass die endlos langen aufgestellten Stege kein Catwalk für eine bevorstehende Modenschau sind. Aber hey, ich hab Urlaub und zu meiner Entschuldigung sei zu sagen, dass sich mein Gehirn im Sleepmodus befindet. Um es kurz zu fassen: Venedig wird heute Nacht und morgen früh fast komplett Land unter sein.
Gummistiefel an den Füßen ist ja prinzipiell ne gute Idee, aber wie sollen wohl unsere Koffer trocken zum Kutter schwimmen? Reichlich Nass von oben und unendlich viel Wasser von unten – geschätzte 90 % soll die Stadt sollen morgen früh abgesoffen sein. Hochwasserwarnung. 1,40 m über dem Normalstand. Wow, das klingt nach einer hohen Fangquote frischen Fisches, die sich in unseren Koffergurten verheddern könnten. Hm – what to do? Nach kurzer Bedenkpause und Befragung meines verlässlichen iphone-Orakels Adalbert haben wir uns entschieden aufzubrechen. Geordneter Rückzug – oder besser: hastig alles in den Koffer schmeißen, Gummistiefel an oder alternativ Mülltüten ums Schuherk gewickelt und vor dem Höchststand der Flut die Stadt verlassen. So zerrten wir also unsere 30 kg Koffer durch die stürmische Nacht. Wasser peitschte von allen Seiten. Von oben, unten, rechts, links und seitlich. Die gute Nachricht: Wir erreichten das letzte Boot – anschließend wurde der gesamte Schiffsverkehr eingestellt. Wieso fiel mir bei der Überfahrt nur das Gedicht John Maynard von Theodor Fontane ein? Ich konnte es fast noch auswendig – beängstigend! Mit dem lustigen „Die Schwalbe fliegt über den Erie-See, Gischt schäumt um den Bug wie Flocken von Schnee“ auf den Lippen, schunkelten wir in einer 30 minütigen Überfahrt zur Piazzale Roma, um uns von dort aus aufs Festland zu retten. Gelungen.
Ort: Venedig, wo sonst