Hätte mein Badezimmer Licht, wäre mir sicher aufgefallen sein, dass ich die Sonnencreme mit eingebautem Make up gegriffen hatte. Großflächig aufgetragen und nur unliebsam verteilt, verließ ich mein winziges Apartment. Zeit für einen Check im Minimarkt an der Ecke hatte ich bedauerlicher Weise nicht. Ja, bedauerlicher Weise. Erst der Spiegel auf der Flughafentoilette offenbarte mir mein Schicksal der letzten halbe Stunde.
Zeit zum Nägel lackieren hatte ich im Wartebereich am Ausgang A3 vor dem Treffpunkt der Kreuzfahrtreisenden ausreichend. Ich war froh, den schnell trocknenden Lack gekauft zu haben. Aber was ist schnell trocknend? Ich beginne meditativ zu lackieren: In den Augen einer Eintagsfliege vermutlich ein halbes Leben. Von einer Riesenschildkröte aus betrachtet mehrere Jahrzehnte. In meinen Augen waren es jedoch mehr als 60 Sekunden — das jedoch versprach die plakative Werbung. Ich hatte doch sooo viel Zeit, warum also Hektik beim Nägeltrocknen! So. Trocken. Nun leuchten meine Nägel an Händen und Füßen in sattem Rot mit dem vielversprechenden Namen „Russisch Roulette“. Selbst die bewaffneten Sicherheitskräfte in ihren Tarnanzügen waren von der Leuchtkraft beeindruckt und grinsten mir wohlwollend zu.
2 Stunden am Flughafen vergingen rasant schnell. Für ausreichend Ablenkung nach dem Nägeltrocknen sorgte nahtlos der vor meiner Bank parkende private Fahrservice mit seinen in schwarzen, engsitzenden Designeranzügen, dunklen Sonnenbrillen und typgerechten Haarschnitten gestylten Fahrern. Unter dem Hemd befindet sich sicher ein 8 Pack gestählte Bauchmuskulatur. Ich hätte länger abwägen müssen, ob ich mich für das Auto oder den Fahrer entscheiden sollte. Aber die Frage stellte sich ja Gott sei Dank nicht.
Nun geht es erst einmal mit dem Shuttlebus zum Hafen Savona. Der Fahrer heisst Philippe. Er ist nicht mit einem dieser schwarzen, engsitzenden Anzügen bekleidet, hat keine dunkle Pilotenbrille und einen Haarschnitt trägt er schon seit Jahren nicht mehr. Dafür aber einen goldenen Ohrring, der von seiner in Falten gelegte Stirn dramatisch ablenkt. Ich sitze direkt hinter ihm und kann auf seine letzten 4 verbliebenen grauen Haare schauen. Kaum merklich bewegen sie sich im sanft wehenden Wind des Ventilators. In der Windschutzscheibe spiegelt sich im Tunnel sein Gesicht und die goldene Kette, die ich offensichtlich vorhin übersehen hatte. Sein rosafarbenes Hemd war bis zum letzten Knopf geöffnet. Das Kreuz am Spiegel hypnotisiert mich in den Schlaf. Ja, Schlaf wäre jetzt gut. Nachts hat das nicht wirklich funktioniert. Bei Chez Maria war zwar endlich mal nicht los, dafür aber ausreichend in der Wohnung über mir. Und da ich mit meinem Hochbett quasi unter der Decke hing, war es um so erlebnisreicher.
gkdjfdsjfhehkfmcngezgLKFUjfsjldkmdn: bin wohl eben eingeschlafen und habe mit meinem Kopf über die Tastatur gerollt.
Oh, Savona!