Welches Ding auch immer mich heute Nacht als Futtermeile genossen hat, es hatte Hunger. Sehr großen Hunger. Und vermutlich auch Zähne. Sehr viele Zähne. In mehreren Reihen hintereinander. Und es fand Geschmack an Nobite, der Mehrzweckwaffe, die man auch zur chemischen Reinigung von Halbleiterplatten nutzen kann. Vielleicht bin ich aber auch schlafwandelnd die Steilküste runtergestürzt und hab mich dabei im stachligen Grünzeug verfangen. Oder war mit Caipiranhas aus der Familie der Sägesalmler baden. Man weiß es nicht.
So. Vergessen wir die Nacht, es ist ein wunderbarer, sonniger Morgen. Und da ich heute so motiviert bin wie der Erfinder der Schweizer Fahne, lege ich einen Ruhetag ein.
Ein ganzer Tag voll mit Nichts-zu-tun. Wo fange ich damit am Besten an? Ah, ich weiß. Frühstück. Eine gute Ausrede sich anschließend träge in den Schatten zu legen und sich ausschließlich der Verdauung zu widmen. Es gab Pancakes. Ich hatte 6 davon. Die waren aber auch wirklich nur ein Hauch von einem Pancake. Aber lecker. Sehr lecker. Dann noch frisches Obst, grad vom Baum gepflückt und selbstgemachten Jogurt von mir verfeinert mit süß duftender Mangomarmelade. Das alles in einem kleinen Pavillon mit Blick auf das türkis leuchtende Meer und ein paar langweilig im Wind treibenden bunten Fischerbooten. – Es gibt Momente im Leben, da will man um keinen Preis tauschen. Auch nicht für die Handynummer von Daniel Craig. Hä, dafür schon!
Heute ist Strandtag. Ich tu also nix. Gestern habe ich auch schon nix getan, aber heute nehme ich es mir definitiv vor. Ich liege rum. Einfach so. Und beobachte den den kleinen schwarzen Vogel, der schnell über die heißen Holzpaneelen hüpft und sich im Schatten einer Liege sein Gefieder zurecht zupft.
Ich genieße das kleine idyllische Anwesen der Villa Anacao ganz allein. Eine gepflegte Gartenanlage mit vielen bunten Blumen und Bäumen, die ein Gärtner jeden Morgen bewässert, einen Pool, der in der Sonne mindestens genauso schön glitzert wie das Meer, das direkt vor mir liegt und bei dessen Rauschen ich komatös in den Tiefschlaf sinke. Unter Palmen und sonstigem Blattwerk sind keine chillige Inseln mit Sitzsäcken und Holzmöbel eingerichtet. Die lange und breite Terrasse vor dem gelb, weiß gestrichenen Anwesen glänzt mit einer gut sortierten Einrichtung und geschmackvoll gewählter Dekoration im Kolonialstil. Genau so ist die gesamte Villa eingerichtet. Das gefällt mir. Ich glaube, ich bleibe hier.
Ja, und dieses kleine Paradies gehört mir heute gaaannnz allein. Nur ich und der kleine schwarze Vogel, der sich fleißig Nestbaumaterial aus der Palme über mir rupft. Und ein seichter Wind und das Meeresrauschen und Vogelgezwitscher. Und WAS SOLL DENN DAS??? … Man, was kann ich Pech haben. 2 weitere Gäste entscheiden sich heute für ihren Strandtag in meiner weitläufigen Garten-mit-Meerblick-Idylle. Ich bin erschüttert und fürchte ich muss jetzt ein kleines Entspannungsschläfchen halten, bevor ich unschön ausraste.
Eine Wolke in den Umrissen von Italien verdeckt die Sonne nachdem ich meine 250 Bahnen im warmen Wasser geschwommen bin und mich trocknen möchte. Ein Palmenwedel über mir knarzt. Der schwarze Vogel mit den gelben Füßen zupft noch immer an der Palme rum. Kann man denn hier nirgendwo mal richtig entspannen!
Ort: Mauritius
Wetter: 29 Grad, gefühlte 44