Der Kanal führte uns zum nächsten See. Vorbei an Ferienparks, Campingplätzen, Fischrestaurants und an einer Tankstelle. Tanken, ein guter Hinweis. Unser erster Versuch in die Tankstelle einzufahren scheiterte aufgrund der zu späten Überlegung, wie bekommen wir den 15,5 m langen Kahn im rechten Winkel in die Einfahrt, wenn der Kanal nicht den für uns benötigten Abbiegewinkel bot? Kurz probiert, manövriert, für unmöglich befunden, weise entschieden geradeaus weiterzufahren, im nächsten See ein flottes Wendemanöver hinzulegen, mit festem Willen und gut durchdachtem Plan an diese Stelle zurückzukehren.
Der Plan ging auf. Wir pirschten uns sportlich an die Einfahrt, unbeeindruckt der Zuschauer, die gegen eine kollisionsfreie Einfahrt wetteten. Guter rechter Bogen, sanft eingeschlagen, damit die restlichen 16,5 sich beim Drehen nicht im Holzzaun verhedderten, vorn und hinten ein wenig gedrückt, geschoben, gezogen und gebetet und et voila, wir sind drin! Applaus von den auf der Terrasse sitzenden Prosecco trinkenden Damen und ein anerkennendes Nicken diverser Schiffsschrauber im Hafen. „Genau so!“
Gut, nun waren wir in diesem Minihafen doch geschafft war noch lange nix. Zwischen all diesen Booten, Yachten und störenden Holzpfählen mitten im Wasser mußten wir nun die 18,5 m auf der Stelle wenden und zwischen zwei bereits an der Tankstelle liegenden Boote seitwärts einparken. Die Mädels mit den Proseccogläsern motivierten mit Gekreische, Applaus und den besten Wünschen. Es gab kein Verstecken, Entkommen oder Wegwünschen. Unter Beobachtung des gesamten Hafens mussten wir nun in die Parklücke, von der wir nicht einmal wußten, ob wir überhaupt da reinpaßten. Augen zu und nach Gehör fahren war bedauerlicher Weise keine Lösung. Also haben wir alle Sinne, Kräfte und kreative Ideen zusammen genommen und uns –jetzt kann ich es ja sagen- wie aus dem Lehrbuch vor die Zapfsäule manövriert. Eine kleine Unterstützung bekamen wir von einem Kapitän, dessen Boot bereits dort lag und wegen dem wir dieses Wendemanöver überhaupt erst fahren mußten. Aber hey, auch wenn es keiner von uns vieren für möglich gehalten hätte, wir waren drin!!!!! Und bekamen wieder Applaus von den inzwischen angebrüteten Damen und wohlwollendes Kopfnicken von den Herren. Geschafft! Jetzt tanken, aber dafür gab es ja den gut gelaunten Mann im royalblauen Overall.
So, wie weiter? Was rein ging muss ja auch wieder raus können. Kleine Tipps vom Kapitän des Nachbarschiffes sollten uns Sicherheit geben, dass wir das Ausparken und die Ausfahrt ebenso kollisionsfrei hinbekommen können. Erneut tosender Applaus der Ladies auf der Terrasse und langsames Kopfnicken der Seemänner spornte uns zu Höchstleistungen an. Leinen los, kräftig vom Rand weggestoßen und mit fast geräuschlosem Motor schlichen wir der Ausfahrt entgegen, mit der unendlich großen Hoffnung, die perfekte Kurve zu drehen, ohne mit dem Heck im Zaun hängenzubleiben oder mit dem Bug vorn im Ufersand zu stecken. Fehlerfrei schipperte uns unsere Kapitänin die 22,5 m lange Schrankwand in den Kanal. Ein Hoch auf Augenmaß und ihre gnadenlose Ruhe.