Zum Frühstück gab es für meine Haut das vom Tropeninstitut empfohlene Nobite. Eingeschmiert auf dem gesamten Körper soll es sämtliches Kleingetier die Lust auf eine üppige Mahlzeit vermiesen. Ich verlasse mich auf die klinisch getestete Aussage und dusche in der halben Flasche des toxisch unbedenklichen Sprühnebels. Fazit: Es macht Terror in Hals und Nase, weicht den guten Essie-Nagellack auf und bringt nicht nur Tiere zum Weinen. Metall entrostet es ganz sicher in sekundenschnelle und Gummi löst sich vermutlich in eine klebrige Masse auf. Egal, ich leide lieber an den Spätfolgen als auf dem Speiseplan der Stechmücken und Sandflöhe zu stehen.
Vom Schiff ging es direkt in ein winziges Boot. 8 Leute hatten Platz und der Kapitän. Schwimmwesten waren Pflicht. Dann ging es raus aufs Meer, 40 Minuten bis zur Insel Komba. Ein Juwel im Indischen Ozean, so beschrieben im Ausflugsprogramm. Zu sehen gab es viele Costa-Gäste, eigentlich alle vom Schiff incl. der gesamten Crew, und einen Leuchtturm. Und Lemuren, lustige kleine Äffchen mit weißem strubbligen Haar, die unbeeindruckt in den Bäumen saßen. Und weißer Sand mit sagenhaft blauem Meer. Kein Luftzug und Sonne ohne Wolken. Der Sand war brüllend heiß und ich hoffe, das sich auch Sandflöhe ihre kleinen Füßchen darin verbrennen.
Tanikely war größer. Hier gibt es ein Dorf. Und viele Menschen die darauf warteten, Geld geschenkt zu bekommen. Es gab Selbstgebasteltes zu kaufen. Von Tischdenken über Hüte, Taschen, T-Shirts, gemalte Bilder bis zu Kühlschrankmagnete war alles dabei. Der Strand war vermüllt. Wäsche gewaschen und geduscht wurde an einem Brunnen vor einem Restaurant. Es gab kleine Feuerstellen vor den schlecht zusammengezimmerten Wellblechhütten. In den Töpfen schwamm Fett mit nicht klar definierbarem Kochgut. Die Menschen waren sehr freundlich, Mädchen haben ihre Gesichter mit weißen Mustern bemalt. Fische werden auf Felsen in der Sonne getrocknet, neben gewaschener Kleidung. Kleine Kinder spielten am Strand und im Wasser zwischen Blechdosen und Glasscherben. Auf kleinen Holztischen wird Obst und Gemüse angeboten und frische Vanille. Es gab einen Hauptweg und viele verwinkelte Pfade zu kleinen, erbärmlich aussehenden Hütten. Das ganze Leben spielt sich hier auf den Wegen ab.
Von einem Inselbewohner geführt ging es dann in einen kleinen Naturpark. Hier gab es Feuchtnasenprimaten, Chamäleons, Schildkröten, Geckos und sonstige Kriechtiere. Alles was hier lebt wird mit Bananen vom Baum gelockt. Solange, bis jeder Affe einmal auf der Schulter eines jeden Touristen gesessen hat. Beobachtet hab ich das ganze Ausmaß der Tiershow aus sicherer Entfernung unter einem Baum. Sicher ist relativ, habe ich gelernt. Aus voller Dankbarkeit hat mich ein schwarzer Lemure von oben angepinkelt. Ich konnte reaktionsschnell zur Seite hüpfen und so traf es nur die Tasche. Wenn das Dankbarkeit ist gehe ich jetzt sofort seine Familie quälen.
Im schönsten Restaurant des Dorfes mit unfassbar atemberaubendem Ausblick wurde Mittagessen serviert. Aromatischer Reis, Fisch, Gemüse, Kartoffeln und Fleisch am Spießchen. Gegessen wurde auf umweltfreundlichen Plastiktellern und mit Plastikbesteck. Meine zarte Gabel hielt dem Aufspießen der Kartoffel bedauerlicher Weise nicht Stand und so habe ich einmal mehr Plastikmüll hinterlassen.
————–
Einheimische Männer und Kinder in ihren selbstgeschnitzten kleinen Holzbooten lassen sich um das Schiff herum treiben. Seit morgens versuchen sie alles zu verkaufen, was sie haben. Schauen Dich mit ihren großen Augen an und hoffen, dass du ihnen etwas schenkst. Das zu sehen ist schwer zu ertragen. Ich gehe heute schlafen mit den Gefühl dankbar zu sein. Dankbar für das was ich habe, wovon ich träume und für meine Sorgen und Probleme, die vergleichbar geringfügig zu sein scheinen.
Orte: Nosy-Be, Komba, Tanikely auf Madagaskar
Wetter: heute 30 Grad und windstill