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Er ist nicht mehr wegzudenken aus der Welt der kommunikativen Fotografie, er gehört in jeden guten Facebookhaushalt und jede angesagte Twitterfamilie. Der Selfistick.

Schon morgens durchpflügt das Stück Metall mit Plastikaufsatz gutgelaunt das Frühstücksbuffet und ich frage mich, wer zur Hölle guckt sich solche Fotos eigentlich an? Dann hab ich eine Vermutung: Die Bilder werden umgehend an die den Tisch reservierende Begleitperson gesendet, die in Sekundenschnelle ihre persönliche Speisenauswahl zusammenstellen kann, und schwups, steht das Futter geliefert vom Selfistickträger auf dem Tisch. Man spart Zeit, Wege und die Anzahl der Personen, die am Buffet nach Butter und Sahnetörtchen Ausschau halten, wird um die Hälfte reduziert. Eine schöne Idee. – Weiter gehts, das Selfistick kommt nicht zur Ruhe. Als nächstes gibt es Fotos mit ihr und dem frisch zubereiteten Tomaten-Käse-Schinken-Omelette, dann von ihm mit einem in der Sonne glitzernden gut durchgebratenen Schinkenstreifen, wieder sie mit einem Pancake, der im dickflüssigen Ahornsirup mehrfach brutal misshandelt wurde, das nächste Bild zeigt ihn und ein gepelltes hart gekochtes Ei. Am Ende gibt es ein stolzes Gruppenfoto der beiden mit Duckface und laszivem Blick über dem abgegessenen Frühstückstisch. Nun weiss die ganze Welt Bescheid.

In Istanbul treffen wir wieder auf den kleinen weltenbummelnden Selfistick. Es ist in Moscheen genauso zu Hause wie in kleinen Gässchen oder an sonnigen Stränden. In Straßenbahnen und an Bushaltestellen, beim Döner bestellen oder auch im Großen Basar findet er seinen unumstrittenen Einsatzbereich. Am wohlsten fühlt er sich allerdings im Gedränge, wenn er gleich auch noch die Möglichkeit hat, Personen in einem Umkreis von 1 m ins Auge zu piken oder auf den Kopf zu schlagen. – Ja, der Selfistick, er ist nicht mehr wegzudenken und hat seinen festen Platz in jeder noch so unscheinbaren Situation gefunden.

Ort: Istanbul
Wetter: 23 Grad, Sonnenschein und blauer Himmel