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All posts for the day Mai 11th, 2015

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Der Seegang heute ist nichts für ein sensibles Gleichgewichtsorgan und einen empfindlichen Magen. Übelkeitsbeutelchen, dezent am Treppengeländer befestigt, weisen deutlich auf weiter auffrischenden Wind und turbulente Welle hin. Eine nonverbale Kommunikation ist oft die effektivste. Ich hoffte inständig, wenn ich mir eine dieser Tüten zum Gebrauch nehmen sollte, diese nicht schon in vorheriger Benutzung war.

Vorbeugen, auch wenn man am mit beiden Füßen vor dem Abgrund steht, war meine Devise des Abends. Unter der selbstgesetzten Parole „viel hilft viel“ begann ich mit einer Handvoll homöopathischen Notfallbonbons Geschmacksrichtung Holunder-Orange. Da Ingwer ja schlichtweg Wunder nachgesagt wird, gab es anschließend ungezählt ein paar Ingwerpastillen. Ich entscheid mich zur Sicherheit noch für zwei chemisch zusammengesetzte Reisetabletten, die vermutlich auch bei der Großwildjagd zum zedieren von Elefanten eingesetzt werden, ging anschließend mit Aspirin auf Nummer sicher und weil der Magen das alles sicher nicht unbeschadet überstehen würde, warf ich eine Magentablette nach. Zum Nachspülen hatte ich die Wahl zwischen meiner Kontaklinsenreinigung oder einer Coca Cola. Ich entscheid mich für Letzteres.

Um keinen Preis der Welt wollte ich den heutigen Abend versäumen! Fotostunde mit Kapitän Giovanni! All die aufgerüschten Ladies und die von ihnen eingekleideten Herren lächelten mit ihrem breitesten Zahnpastagrinsen in die Kamera, während sie Giovanni forsch unterhakten. Ein Traum für jeden goldumrandeten Bilderrahmen auf dem heimischen Kaminsims. Mein Antiübelkeitscocktail zeigte erste Wirkung und ich wollte mich unüberlegt ebenfalls der grotesken Fotosituation mit den Worten hingeben: „Na, Giovanni, brauchst du mich heute Nacht noch auf der Brücke oder kann ich mit deinen Offizieren jetzt feiern gehen.“ Für die unmittelbare Flucht wäre ich mit meinem gestreiften Kleid in der Zebra-Lounge gut vorbereitet gewesen.

Nachdem Käptn Italy seine Fotosession beendet hatte, posierten Gäste auf der ausladenden und mit LEDs zum Strahlen gebrachten Treppenstufen. Hochglanzpoliert funkelte der güldene Handlauf. Schlierenfrei glitzerte der Spiegel hinter den Schaustellern. Die Positionen der Hände, unter dem Kinn haltend war äußerst bevorzugt, die überkreuzte Beinstellung und der seitliche Blick über die Schulter waren im Detail aus Modemagazinen der 60er Jahre abgeschaut. Es kommt eben alles wieder.

Ort: irgendwo im i(r)onischen Meer

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Nikolaus Stopopopolopolopolus fuhr uns mit Herz und Seele und seiner nagelneuen Mercedes-Limousine bei strahlendem Sonnenschein und angeberisch azurblauen Himmel durch sein angeschlagenes Heimatland. Vorbei an gepflegten Häuser und bunten Vorgärten, lächelnden Menschen, die gelangweilt an den Straßen saßen, durch Hügellandschaften und weiter herrlicher Natur, vorbei an meterhoch gestapeltem Müll, liebevoll verpackt in bunten Säckchen und nicht zaghaft verteilt über mehrere Quadratmeter griechischem Grün. Die Müllabfuhr streikt und das schon seit 2 Wochen und sommerlichen Temperaturen, erzählt uns Nikolaus Stopopopolopolopolus etwas peinlich berührt. Vermutlich wird in den nächsten Tagen das ein oder andere sorgsam gepackte Müllsäckchen neue unbekannte Spezies hervorbringen die zeitnah die Regierung Griechenlands übernehmen und später die Weltherrschaft anstreben. Ich bin gespannt.

Olympia, einst Austragungsort der olympischen Spiele, war schön anzusehen. Viele alte Steine. Die einen sortiert nebeneinander aufgestellt, die anderen wahlweise übereinander geworfen als anspruchsvollen Trümmerhaufen. Es gab Säulen und Häuser, ausgegrabene Fundamente, mal hatten die Steine gemeißelte Ornamente oder Schriften, mal war der Stein einfach nur Stein. Egal. Jedes Stück erzählt eine Geschichte und trotzdem ist es so schön ruhig hier oben. Bis die unzähligen Reisebusse eintrafen und Menschenmassen das geschichtsträchtige Gelände fluteten. – Ach ja, wir haben auch Nike, die Gründerin der weltberühmten Sportmarke, gesehen.

Das 2.000 Jahre alte Nonnenkloster liegt eingemeißelt in einer Felswand. Nur begehbar über eine schmale Treppe vom Dach und vorbei an den beiden Glocken, die per Hand geläutet werden. Der Blick ins Land ist einmalig und überwältigend. Ja, es gibt definitiv schlechtere Arbeitsplätze als hier oben im Kloster.

Ort: Katakolon, Olympia und Umgebung
Wetter: 26 Grad, wolkenlos mit Sonnenschein