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All posts for the month November, 2012

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Ort: Dakar, Senegal

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Das käme für einen hochqualifizierten deutschen KFZ-Mechaniker sicher nicht unerwartet. Ich hingegen hätte gewettet, dass der Boden des Zeitzeugen aus der Jahrhundertwende durchgerostet ist, bevor wir am Rose Lake ankommen. Aber nein, es kam anders. Beim Sand umpflügen des Dünen-auf-und-ab in der senegalesischen Wüste zerlegte es einen Hinterreifen unseres betagten Geländewagens. Besorgt schaute ich von oben an eben diesem herunter, denn ich saß direkt über dem zerfetzten Reifen. Warnende Zurufe der Fahrer und freudig winkende und fotografierende Touristen aus den vorbeirasenden ebenso alten Jeeps. Nun, was macht der Fahrer, der übrigens ohne Frage ein gefeierter Rennfahrer der Rallye Paris-Dakar ist: Fahrertür während der Fahrt kurz mal aufgemacht, einen schnellen Blick nach hinten gewagt, dann ein lockeres Zwinkern in die verzweifelten Gesichter der Touristenmenge hinter ihm und Gas geben. Vollgas. Bis der Motor heult. In erheblicher Seitenlage schossen wir über Bodenwellen und Sandhügel und kamen kurz hinter einer zum Stillstand. Hörbares Aufatmen.

Neugierig warteten wir auf das, was jetzt wohl kommen mag. Ich dachte kurzzeitig daran, ein Wettbüro zu eröffnen. Würde er weiterfahren? Auf Hilfe hoffen? Oder es mit einem Radwechsel versuchen? Letzteres wurde von allen Mitreisenden weitestgehend als illusorisch bewertet, da weder Reifen noch Werkzeug in Sicht waren. Aber hey, sag niemals nie. Schnell eine alte Stange zurechtgebogen, angesetzt und munter drauf rumgesprungen, bis sich die Radmuttern von Rost und Reifen lösten. Es sei noch gesagt, wir hatten gute 33 grad Außentemperatur und wir standen mitten in der Wüste. Nach der dritten Radmutter (4 fehlten bereits) kam Hilfe angestaubt und wir ließen unser Gefährt einfach still und leise in den Dünen verenden. Das ist hier leider nicht unüblich. Der Fahrer versprach mir aber, den Geländewagen später abzuholen und seine Fahrtüchtigkeit wieder herzustellen. Wer es glaubt.

Kurz vor dem Verdursten gerettet und den hungrigen senegalesischen Waldameisen vom Teller gesprungen, erreichten wir unseren gut klimatisierten Reisebus, um noch rechtzeitig vor Abfahrt auf dem Kutter zu kommen. Danke Senegal – das war ein erstklassiger Ausflug!

Ort: Dakar, Senegal

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Rumliegen ist sehr anstrengend, und die  körperlichen Folgen des horizontalen Abhängens dürfen keinesfalls unterschätzt werden! Ungeahnte Schmerzen überfielen unsere gut trainierten Körper. Hätten wir gestern doch bloß auf die sanfte Animateuse gehört und das aufdringliche Stretching – äh, nee, anders… Hätten wir gestern nur auf die aufdringliche Animateuse gehört und das sanfte Stretching mitgemacht oder wenigstens gedanklich durchlebt …

Nun, nachdem wir uns also gestern auf der Sonnenliege fast wundgelegen hatten, ist heute der Nacken ausreichend steif und die Schulter nur noch unter starken Schmerzmitteln beweglich. Ich war nicht einmal sicher, ob wir es überhaupt zum Frühstücksbuffet schaffen würden! Also, kurz nachgedacht und mit einer Gegenstimme (es war meine) beschlossen, hat Olli den „Tag der Bewegung“ ausgerufen. Fahrstuhlbenutzung und rumliegen waren strickt verboten. Ich schränk das jetzt mal realistisch ein – waren bin bis 14 Uhr verboten 🙂

Nach einem reichhaltigen Frühstück sollte es also losgehen. Wir legten los mit leichten Steppübungen und liefen von Deck 11 runter auf Deck 8, dann noch 3 Etagen zu Deck 5, gefolgt von Deck 6 um dann nach einem kurzen Zwischenstopp auf 8 zu Deck 12 zu gelangen. Ja, die erste Hürde haben wir bravourös gemeistert. Nun sollte ein 9-Loch-Minigolf unsere zweite sportliche Herausforderung werden. Die Bälle flogen allen anderen Gästen nur so um die Ohren. Olli hat gute Haltungsnoten bekommen, ich hab dafür gewonnen. Na bitte, Sport ist doch gar nicht so anstrengend.

Nun waren wir sport-addicted und wollten aufs Ganze gehen. Tischkicker war unsere nächste sportliche Übung. Nach 5 min gradenloses Tore schießen, wobei es sich dabei ausschließlich um mein Tor handelte, musste ich mit einer Sehnenzerrung im linken Bein, einer ausgekugelten Schulter und schlimmen Schmerzen im rechten Oberschenkel bedauerlicher Weise das Spielfeld verlassen. Ich rollte mich auf dem Boden und hab vor Schmerzen böse, sehr böse Ausdrücke gerufen – das hab ich von der letzten Fußball-EM gelernt. Olli sagte nur müde, die Männer mit der Trage und dem Eisspray würden nicht kommen, da könnte ich jetzt noch so sehr Theater machen. Naja, ein versuch war es wert.

Nachdem ich also in meiner Ehre gekränkt und meine schwerwiegenden Verletzungen von der guten Seeluft in sekundenschnelle –oh Wunder- verheilt waren, gingen wir zu Stufe 3 über. Iich hatte gehofft, Olli würde es nicht aussprechen, doch er tat es. Ich hörte aus weiter, weiter Ferne das unaussprechliche Wort an mein Ohr heranfliegen: Fitnessstudioooooo. Ich leugnete sofort die Existenz des Wortes. Und überhaupt, wir rücksichtslos kann Olli denn sein! Ich hatte doch bis vor einigen Sekunden noch mit unglaublichen Schmerzen zu kämpfen. Aber Olli und der „Tag der Bewegung“ kannten keine Gnade. Wir checkten also ein. – Hallo? Wo war denn nur der durchtrainierte und hochgradig intelligente Fitnesstrainer, der mir den Aufenthalt in dieser Folterkammer um 1000% verschönern sollte? Olli hatte es doch versprochen! Er war nicht da! Es gab nur diese kalten gefühllose Geräte, die schon vor dem eigentlichen Kennenlernen enorme Abneigung bei mir entwickelten. Nun denn, ran an den Feind. Die Musik von Rocky 5 auf die Ohren gepeitscht und ab dafür. Nach 5 min Stepper meldeten sich leider meine Kickersportverletzungen wieder und ich sah Olli dabei zu, wie er die Geräte zerlegte. Eins nach dem anderen. Ja, mach sie kaputt, lass keines der bösen Dinger entkommen.

Es war 14:05 und wir mussten erst einmal auf ner sonnenliege nen Zwischenstopp einlegen, bevor wir aus sicherer Entfernung die Stretchingübungen am Pool entpannt beobachteten.

Mit der richtig ausgewählten Verletzung macht Sport sogar richtig spaß.
Sport frei!

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Die beiden nun folgenden See-tage erlauben es mir -wie der Name es bereits verrät- mal ein wenig genauer hinzusee(h)en und meine Mitreisenden etwas intensiver zu beobachten, analysieren und katalogisieren. Eine nicht zu unterschätzende Aufgabe, wie ich es vom weltberühmten Dr. Bob aus dem Dschungelcamp gelernt hatte.

Alter: geschätzt 58, gefühlt 38
Beruf: Ex-Sportlerin, vermutete Teilnahme an den Olympischen Spielen 1964, Diskuswerferin
Nun … da haben wir die Endfünfzigerin, blond, ihr güldenes Haar zu einem Zopf geknotet, vermutlich Extensions, etwa 30 kg zu viel, aber … gewusst wie, lässt sich auch ein solcher Köper, der sicher 15 Jahre Völlerei überstanden hat, in einen engen, schwarzen Catsuit pressen. Sie überlebte bereits die dritte Runde Nordic Walking auf der Joggingbahn, doch ihr Ganzkörperanzug sitzt noch so straff wie vor der ersten Runde. So einfach scheint das mit dem Kalorienpurzeln wohl nicht zu funktionieren. Aber, und das muss ich neidlos anerkennen, sie bewegt sich 100% mehr als ich es tut. Ich hab dafür eine gute Erklärung – meine xxl Pommes Schranke würde sonst kalt werden, und essen wegwerfen ist keine Alternative.

Alter und Beruf: jung gebliebener Professor der Nuklearphysik
Dann haben wir da noch den kleinen Tierfreund, Ende sechzig, weißes Haar, Tennissocken-, Turnschuhsträger und mit seinem Tropenhut stets adrett gekleidet. Er erlaubt gerade zwei herumtollenden Fliegen, sich auf seiner fettigen Käesepizza niederzulassen und ihre kleinen Beinchen darin zu versenken. Nun, ich hoffe, er wird diese beiden Partyluder bemerken, bevor es sich den Käsebrocken ins Gesicht schiebt.

Alter: traut sich keiner der Befragten zu schätzen
Beruf: vermutlich Playboy
Na wen haben wir da denn noch in see-weite. Ja, da issa, wieder, Mr. Mir-passt-jede-Badehose-und-sei-sie-noch-so-klein. Ich bin tatsächlich grad etwas unsicher, ob ich Mister Nordrhein-Westfahlen aus dem Jahr 1953 eingehender beschreiben soll. Viel ist da ja nicht dran. Ich meine viel Schreibstoff gibt er  nicht wirklich her. Ich schau mal beschämt weg und woanders hin.

Alter: 71
Beruf: ehemaliger Kreativer, kreierte vermutlich den ersten Meister Proper Werbefilm
Er sitzt vor seinem bunt gemusterten Plastik-Frühstücksteller und beobachtet akribisch die arbeitsweise des Reinigungspersonals, dass bereits vor dem Sonnenaufgang die messingfarbenen Absperrständer auf Gold Hochglanz poliert. Ich glaube, ich konnte beobachten, wie er kurz zuckte und aufspringen wollte, um mit deutscher Gründlichkeit nachzuarbeiten. Ruhig, Mr. Proper, ruhig.

Alter: hmmm, geschätzt enddreißig
Beruf: hmmm, vielleicht Superheld, Weltretter oder Geheimagent
Boh, was ist den das? Ein riiieeeesiger Fuß in regenbogenfarben und mit sogar noch schöneren Farbverläufen! Ein Pingpongball als Knöchel und schwarze Zehen. Olli, ja richtig, der Olli gammelt ja auf der Nachbarliege rum.

Alter: überlebende aus der Kreidezeit
Beruf: Jägerin und Sammlerin, vermutlich Stammesoberhaupt
Ja und wer läuft denn da unten am Crêpestand vorbei und denkt, ihr würde heute nix passieren? … Unsere Drängeloma vom Kaffeeautomaten. – Ich bin gleich wieder da.

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Ort: Agadir, Marokko

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Ort: Agadir, Marokko

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Ort: Agadir, Marokko

Ja, so könnte es Kai-Uwe ergangen sein. Vielleicht aber auch nicht.

Vielleicht hieß Kai-Uwe ja auch Wolfgang und war ein kleiner Draufgänger im besten Alter. Sicher hatte er in jedem Hafen eine Schwalbe. Vermutlich erzählte er Hannelore, beide lebten auf Mallorca in einem ruhigen und gemütlich eingerichteten Alterswohnsitz und Rundumbetreuung, dass er schnell mal Zigaretten holt, sie aber mit dem Essen nicht auf ihn warten solle. Dann bügle er noch schnell sein Federkleid, schrieb nen Abschiedsbrief und ab geht’s. Ruff uffn Kutter und ab nach Marokko. Leila wartet sicher schon in ihrem kurzen Schwarzen auf ihn.

Ja, das könnte auch die Geschichte des kleinen flauschigen Vogels sein, der sich nun auf Deck 12 die Kuchenkrümel in den kleinen Körper stopft und vermutlich heute Nacht platzen wird.

Was für eine traurige Geschichte.

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Casablanca. In der deutschen Übersetzung gleichdeutend mit käseweiß. Casa wie Käse und Blanca weiß eben. Ist ja klar. So weiß wie Ollis dünne Waden. Er spricht ja von muskulösen Waden, ich hingegen würde behaupten, dass Kai-Uwe, der übrigens noch immer im orangefarbenen Rettungsboot mit dem sonnigen Namen „Panama“ nistet, am Schienbein mehr Muskeln hat. Aber Ansichtssache.

Ort: Casablanca, Marokko

Nun, wer glaubt dass man die Aufschrift „niemals unneutralisierte Lösung ins Auge geben“ ignorieren kann, der irrt. Wie uns aus der Presse reichlich bekannt ist, wird ja oftmals viel Blödsinn geschrieben. Also – ein Versuch war es demnach wert. Allerdings, so muss ich zugeben, hätten mich wohl doch die 3% Peroxide etwas stutzig machen sollen.

Um es kurz aber dennoch ausreichend schmerzvoll zu beschreiben: Aaaaaaauuuuuuuaaaaaaaaaa!!!! Auge brennt wie Feuer, Auge glüht ebenso rot, Auge geschwollen wie Ollis Fuß.

Die Sonnenbrille wird die nächsten Stunden mein Begleiter sein. Und ich habe gelernt, nicht alles was geschrieben steht muss zwingend gelogen sein. auuuuuuaaaaa!

Aaahhhhh ja. Ein Vogel ist also auf dem Schiff. Ein bunter winziger Vogel. Und er flatterte einfach so bei den Rettungsboten rum. Auf hoher See, mitten im der Nacht. Mmmhhh, soso. – Vielleicht gab sich Olli zu sehr dem Gesang der Sirenen hin, der offensichtlich nach jedem Glas Bier lauter wurde.

Und dann, heute Mittag sah ich auch, ganz ohne Bier und Sirenengesang. ein kleines fliegendes Federknäul. Es hüpfte auf dem Boden verwirrt hin und her und war offensichtlich auf der Suche nach lecker Krümel von den bunten, kalorienreichen Törtchen. Also, was bewog nun diesen kleinen Vogel in die weite Welt hinauszuziehen oder war es doch bloß ein schwerer Schicksalsschlag? Ich spekuliere mal:

Kai-Uwe, so nenn ich das kleine Federvieh jetzt mal spontan, also … Kai-Uwe war allein zu Haus. Nestarrest, weil er heimlich ne Party mit willigen Hühnern gefeiert und anschließend die Bude vollgekotzt hatte. es gab also Ärger im heimischen Designernest. Da beschloss Kai-Uwe abzuhauen. Er flog los, ohne Navi und Orientierung, setzte sich nach langer Reise erschöpft in ein orangefarbenes Rettungsboot mit dem Namen „Panama“, das vor einem Kabinenfenster auf Deck 6 baumelte und schlief ein. Er träumte von der großen weiten Welt und der Möwe Jonathan, die so viel kluge Sprüche in ihrem spitzen Schnabel trug. Nun denn, Kai-Uwe wachte irgendwann mitten in der Nacht vom Gesang der Sirenen oder von dem auf Deck 6 rumpolternden Olli auf und geriet in Panik. Er flatterte mit seinen kleinen Flügelchen hektisch auf und ab und musste nach 3 Stunden selbstgemachten Stress erkennen, dass er nun blinder Passagier auf einem Kreuzfahrtschiff, das sich auf direktem Weg nach Marokko befindet, war. Klar, es gibt sicher schlimmeres, Karaoke mit rüstigen Rentnern zum Beispiel, aber für Kai-Uwe war dies der schlimmste Augenblick – der ungefähr 1,3 Sek. andauerte. – Kurz die Situation analysiert, eine kleine Excel mit Pro’s und Contra’s geschrieben und schon hüpfte Kai-Uwe munter zwischen den Reisenden umher und bettelte nach Krümel. Ich schau heut Abend mal, ob ich n bisschen Hühnchenfleisch vom Buffet ins Zimmer schmuggeln kann. Daraus kann ich sicher einen kleinen lustigen Vogelkörper formen. Ausgeschmückt mit ein paar Federn aus dem Kopfkissen und Vogelgezwitscher aus meinem iPod könnte ich Kai-Uwe sicher eine lustige Gefährtin basteln.

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Olli und ich waren pünktlich um 8 Uhr  die letzten am reichhaltig gefüllten Frühstücksbuffet. Völlig entspannt, friedlich gestimmt stand ich schlaftaumelnd vor dem Kaffeeautomaten und rang mit mir, welches Getränk wohl heute optisch besser zu meinem bunt gemusterten Plastikteller passte. Ungeahnt bahnte sich von Nordnordwest Unheil an. Eine rüstige Rentnerin mit unaufhaltsamem Stechschritt drängte mich mit ihrem knochigen Ellenbogen und ihrem tödlichen 4711-Geruch rücksichtslos in Abseits. Als wäre das nicht schon übel genug gewesen, strafte sie mich mit ihrem stechenden Blick noch einmal ordentlich bevor sie das Wasserloch verließ. Ja, es ist traurig, aber tatsächlich kein Einzelfall. Beobachtungen der letzten Tage haben deutlich gezeigt, dass Futterneid in Verbindung mit hohem Alter ungeahnte Kräfte freisetzt. Und damit sei der Ausspruch bewiesen: je oller, je doller.

Wäre ich nun meinem inneren Drang gefolgt, hätte ich ihr den Krieg erklärt. Sie ebenfalls geschubst, ihr wenigstens an den grauen zottligen Haaren gezogen oder die kleinen dürren Fingerchen verdreht. In diesem Fall wäre ich sicher als rücksichtsloses Miststück in die Kreuzfahrtgeschichte eingegangen und hätte laut Bordmanifest den Rest der Reise im Maschinenraum verbringen oder wenigstens in der Kombüse Kartoffeln schälen müssen. Nun, ich besann mich also eines Besseren, blieb ruhig und schwor gnadenlose Rache. Entkommen konnte sie mir ja nicht. Vielleicht nehme ich ihr morgen einfach das letzte Spiegelei vom Buffet oder schiebe einen Drohbrief unter ihrer Kabinentür durch. Ich könnte auch jeden Tag das „Bitte nicht stören-Schild“ von der Tür stehlen oder noch besser … ich melde sie einfach bei der heutigen Karaoke an. So!

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Nun mal ehrlich: ihr seit im Urlaub … wie sehr freut ihr euch, wenn die hellste Sonne strahlt, der Himmel über euch nicht blauer sein könnte, euch eine leichte Brise um die Nase weht und es zu Hause bitter kalt ist und in Strömen regnet. Wir tun es grad – wir freuen uns tierisch drüber – bis eben jedenfalls. Da las ich eine email unserer Hausverwaltung, die dringend in unsere Wohnung müsse. Es regnet in den Wohnungen untern drunter furchtbar durch. Die Leute sitzen bereits mit Wassereimer im ihren Wohnzimmern und lauschen dem synphonischen pling, pling, pling, plong der herabfallenden Wassertropfen. Nun ist ja eine gewisse Luftfeuchtigkeit für Haut und Grünpflanze besonders gut, allerdings bin ich mir in der Dosierung nicht ganz sicher. Was tun? Der Wohnungsschlüssel liegt in meiner kleinen grauen Tasche, und meine kleine graue Tasche macht grad bei 33 km/h und bei 39 Grad 21′ 20″ N und 2 Grad 27′ 56″ E Urlaub auf hoher See.

Nun denn, ich würde unseren Nachbarn im 4.OG Seitenflügel rechts wohlwollend empfehlen: Regelmäßig Eimer leeren, Fernseher lauter drehen und auf besseres Wetter hoffen. Ich bestell jetzt mal schnell welches für die Nachbarn mit den nassen Socken.

Ort: Mallorca, Spanien

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Die Sonnenliege – solang der urlaubmachende Mensch denken kann ist sie ein ewiges Streitobjekt.

Olli kann ja inzwischen -und Dank der brünetten Krankenschwester- nun ein wenig sportlicher hinken. Es schafft es sicher schon auf gute 600 m in 20 min. und damit wäre er schon ganz weit vorn beim täglichen Kampf im die Sonnenliegen. Wenn da nicht die Aerobicsüchtigen und Bewegungswahnsinnigen wären, die ihn täglich an Schnelligkeit herausfordern und an seine Grenzen bringen. Aber hey, kein Grund zur Sorge, denn es gibt ja auch noch die andere Gruppe. Die noch langsamer Laufenden. Was ich aber definitiv unterschätzt habe ist, dass sich unter ihnen zahlreiche senile Bettflüchtlinge befinden, die sich einen zeitlichen Vorsprung zu Nutze machen. – Was verdammt noch mal veranlasst sie nur um 5 Uhr morgens aufzustehen um pünktlich und mit frischer Dauerwelle um 6 Uhr beim earlybird Frühstück zu sitzen? Der Kaffee wird vermutlich nicht besser sein als der zu meiner Frühstückszeit. Vielleicht steppt ja der weiß gelockte 65 jährige Kapitän auf dem Buffet und singt dabei „We will rock you“. Oder es ist am Frühstücksbuffet wesentlich ruhiger als vor den Kabinen, denn die Stewards haben es zur sportlichen Disziplin entwickelt, ihre Wagen geräuschvoll und mit begleitenden Randnotizen über die Gänge zu schieben.

Nun, weil wir eh keine Chance auf einen Platz an der Sonne haben, bleiben wir heute den ganzen Tag in unserer Kabine. Die hat nämlich Aussicht so weit das Auge blicken kann und wenn es dann von zu viel Aussicht zu langweilig wird, schauen wir einfach das abwechslungsreiche Bordfernsehen  oder machen bei einem der tollen Aktivitäten mit.

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Ort: Valletta, Malta

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Was ist die genaue Definition einer Außenkabine mit „beschränkter“ Sicht:

a) gar keine Sicht
b) eine minimale Aussicht wenn man in einem Winkel von exakt 90 Grad nach unten schaut und Schiffsboden erkennen kann
c) oder direkt vor dem Fenster ein orangefarbenes Rettungsboot mit dem Namen „Panama“ hängen zu haben

In unserem Fall: alles zusammen. Es war an der Zeit für eine geringfügige Korrektur! Ein wenig Terz hier, etwas wortgewaltige Beschwerde dort. Leichte Drohungen da drüben. Gefolgt von geräuschvollen Diskussionen mit den sprachgewandten und dauerlächelnden Damen an der Rezeption. Und schwupps, wir zogen nach nur einem Tag Zickenterror um. Nun schlummern wir in einer Kabine mit wirklicher Aussicht. Aussicht soweit das Auge sehen konnte. Aussicht bis Malta, denn … Alter Falter, wir sind heut in Malta.

Ja, der Olli. Dem gehts gut. Allerdings hat sich sein Fuß inzwischen in die Größe eines Medizinballs mit einem atemberaubenden Farbspiel verwandelte. Wie harmonisch sich sein Fuß mit dem fantastischen Farbspiel  zwischen gelb, grün, blau und schwarz in das Gesamtbild unserer Tagesdecke einfügt. Ein Traum.

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