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All posts for the day Januar 9th, 2017

Ich war ganz knapp davor die Gehege der weißen Tiger zu öffnen und die kleinen schreienden und drängelnden Kinder als hervorragenden Mittagstisch anzupreisen. Viel hätte nicht gefehlt und ich hätte einen Eintrag ins goldene Buch des Safariparks bekommen und wäre als Heldin gefeiert worden. Jaaaaaa, eine Giraffe läuft nun mal weg, wenn man schreiend und mit den Armen wild fuchtelnd auf sie zugerannt kommt. Und auch die vielen bunt gefiederten Freunde, die sich so wunderschön in die Kamerapositionen drapiert haben, machen in diesem Fall ihren Abflug. Der Pfau hat im Fluchtreflex gleich mal eine seiner bunten Federn verloren und die Kois verharren in der Mitte des Teiches bis zum Feierabend. Die Riesenschildkröten im Streichelzoo sind leider nicht schnell genug sich rechtzeitig vor den tatschenden Kinderhänden in Sicherheit zu bringen. Ich glaube, daher hat ihnen die Evolution das Mehrfamilienhaus auf dem Rücken geschenkt. Die Ziege von nebenan wußte sich zu wehren und auch der Esel hat ein paar Mal seine langen Zähnchen gezeigt, die übrigens durchaus ein wenig Pflege bedürfen.

Eine freilaufende Gans fand meinen Russisch-Roulett-farbenen knallroten Nagellack (wir erinnern uns, gekauft in Nizza) so aufregend, dass sie sich von mir unbemerkt lautlos von der Seite anschlich, ihren Hals reckte und blitzschnell auf meinem großen Zeh einhackte. – Ich bin definitiv dafür das Tier gefüllt mit Äpfel und Orangen zu Weihnachten mit Rotkohl und Klößen in Rotweinsauce zu servieren.

Ein Löwe langweilt sich auf einem großen Stein, die Hyänen schleichen wortkarg durch ihr Gehege. Das Nilpferd liegt stumpf im Sumpf. Wenigstens die Affen sind lustig drauf. Lange genug zugeschaut, bekommt man sogar Familiendramen mit.

Ganz Russland ist heute im Safaripark unterwegs. Ich fürchte, das Land ist jetzt leer. Groß und klein, jung und jung operiert, unterpolstert und gebotoxt. Im Designeroutfit, mit Louis Vuitton-Täschchen und tagesfrischem Make-up klettern sie in den Safaribus. Die Kinder dürfen alles, auch lauthals ihren Unmut in die Ohren der Mitfahrenden kreischen, dass der Strauß sie gerade mit dem Schnabel bearbeiten wollte, nachdem man ihm auf dem Kopf gehauen hat.

Ich versuche in meinem ausgelagerten Daten nach russischen Wortfetzen zu suchen, die meine leichte Aggression zum Ausdruck bringen sollten. Außer „Dostoprimeltschatchelnosty“ und „U Menja jest brat“ ist mit auf die Schnelle nichts eingefallen. Und auch die Zahlen von 1 bis 100 hätten mir in diesem speziellen Fall nicht weiter helfen können. – Verdammt, warum lernt man in der Schule nichts fürs Leben?

Ort: Mauritius
Wetter: 29 Grad