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All posts for the day Januar 10th, 2017

Die Tomatentarte zur Vorspeise war grandios, dann habe ich einen unglaublich guten Fisch gegessen, die Mango-Panna Cotta war Weltklasse. Ein Glas Rotwein bringt mich auf die grandiose Idee.

Ich google unter dem Suchbegriff „Wie verschicke ich eine Flaschenpost korrekt“. Ich finde detaillierte Bastelanleitungen, Tipps und Tricks zum erfolgreichen Versand. Diskutiert wird über Plastikflasche oder Glas, Flaschenfarbe und wie krieg ich das Ding wasserfest? Welche Tinte bleicht nicht in der Sonne und welches Papier eignet sich am Besten – dazu finde ich einen 6monatigen Langzeittest! Was schreibe ich eigentlich und was steck ich noch alles in die Flasche? Das Thema ist offensichtlich sehr umfangreich und bedarf einer äußerst präzisen Vorbereitung. Ich beschließe eine erste Testreihe im Pool zu starten.

Eine leere Rumflasche mit Schraubverschluss und eine Kerze zum Versiegeln bekomme ich aus der Küche. Papier ist unproblematisch. Ich habe mich für einen Bleistift entschieden. Wenn ich den Erfahrungswerten anderer Glauben schenken darf, ist Graphit ausreichend sonnenbeständig und überlebt Kugelschreiber und Filzstift. Das Equipment steht.

So… Was packe ich in die Flasche? Muscheln, die gibt es hier zur Genüge. Kleine Münzen, die ich von diversen Reise immer noch mit mir rum trage und die mich bei der Kleingeldsuche jedes Mal in den Wahnsinn treiben. Ich hab noch einen Geldschein der Seychellen und von Madagaskar. Und ein paar Straßsteinchen hätte ich auch noch im Angebot. Eine Sicherheitsnadel ist eine sehr schöne Idee und ein paar Teebeutel in den Geschmacksrichtungen Vanille, Kokosnuss und Golden Pekoe. Wattestäbchen und eine Nagelfeile. Und ein Mercedes-Benz Kugelschreiber. Das muss reichen.

Jetzt der Brief. Ich schreib wohl am Besten in Englisch. Oder male etwas. Ich bin noch unschlüssig.

Fertig. Ich hab beides gemacht.

Morgen früh muss ich den perfekten Platz finden. Wäre doof, wenn die Strömung sie gleich wieder ans Ufer trägt. Ich brauch eine Bootstour oder einen Fischer, der die Flasche mit auf sein Boot nimmt im irgendwo weit im Meer über Bord wirf. Das wird die eigentliche Herausforderung sein.

Welches Ding auch immer mich heute Nacht als Futtermeile genossen hat, es hatte Hunger. Sehr großen Hunger. Und vermutlich auch Zähne. Sehr viele Zähne. In mehreren Reihen hintereinander. Und es fand Geschmack an Nobite, der Mehrzweckwaffe, die man auch zur chemischen Reinigung von Halbleiterplatten nutzen kann. Vielleicht bin ich aber auch schlafwandelnd die Steilküste runtergestürzt und hab mich dabei im stachligen Grünzeug verfangen. Oder war mit Caipiranhas aus der Familie der Sägesalmler baden. Man weiß es nicht.

So. Vergessen wir die Nacht, es ist ein wunderbarer, sonniger Morgen. Und da ich heute so motiviert bin wie der Erfinder der Schweizer Fahne, lege ich einen Ruhetag ein.

Ein ganzer Tag voll mit Nichts-zu-tun. Wo fange ich damit am Besten an? Ah, ich weiß. Frühstück. Eine gute Ausrede sich anschließend träge in den Schatten zu legen und sich ausschließlich der Verdauung zu widmen. Es gab Pancakes. Ich hatte 6 davon. Die waren aber auch wirklich nur ein Hauch von einem Pancake. Aber lecker. Sehr lecker. Dann noch frisches Obst, grad vom Baum gepflückt und selbstgemachten Jogurt von mir verfeinert mit süß duftender Mangomarmelade. Das alles in einem kleinen Pavillon mit Blick auf das türkis leuchtende Meer und ein paar langweilig im Wind treibenden bunten Fischerbooten. – Es gibt Momente im Leben, da will man um keinen Preis tauschen. Auch nicht für die Handynummer von Daniel Craig. Hä, dafür schon!

Heute ist Strandtag. Ich tu also nix. Gestern habe ich auch schon nix getan, aber heute nehme ich es mir definitiv vor. Ich liege rum. Einfach so. Und beobachte den den kleinen schwarzen Vogel, der schnell über die heißen Holzpaneelen hüpft und sich im Schatten einer Liege sein Gefieder zurecht zupft.

Ich genieße das kleine idyllische Anwesen der Villa Anacao ganz allein. Eine gepflegte Gartenanlage mit vielen bunten Blumen und Bäumen, die ein Gärtner jeden Morgen bewässert, einen Pool, der in der Sonne mindestens genauso schön glitzert wie das Meer, das direkt vor mir liegt und bei dessen Rauschen ich komatös in den Tiefschlaf sinke. Unter Palmen und sonstigem Blattwerk sind keine chillige Inseln mit Sitzsäcken und Holzmöbel eingerichtet. Die lange und breite Terrasse vor dem gelb, weiß gestrichenen Anwesen glänzt mit einer gut sortierten Einrichtung und geschmackvoll gewählter Dekoration im Kolonialstil. Genau so ist die gesamte Villa eingerichtet. Das gefällt mir. Ich glaube, ich bleibe hier.

Ja, und dieses kleine Paradies gehört mir heute gaaannnz allein. Nur ich und der kleine schwarze Vogel, der sich fleißig Nestbaumaterial aus der Palme über mir rupft. Und ein seichter Wind und das Meeresrauschen und Vogelgezwitscher. Und WAS SOLL DENN DAS??? … Man, was kann ich Pech haben. 2 weitere Gäste entscheiden sich heute für ihren Strandtag in meiner weitläufigen Garten-mit-Meerblick-Idylle. Ich bin erschüttert und fürchte ich muss jetzt ein kleines Entspannungsschläfchen halten, bevor ich unschön ausraste.

Eine Wolke in den Umrissen von Italien verdeckt die Sonne nachdem ich meine 250 Bahnen im warmen Wasser geschwommen bin und mich trocknen möchte. Ein Palmenwedel über mir knarzt. Der schwarze Vogel mit den gelben Füßen zupft noch immer an der Palme rum. Kann man denn hier nirgendwo mal richtig entspannen!

Ort: Mauritius
Wetter: 29 Grad, gefühlte 44