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All posts for the day Februar 11th, 2019

Wenn man vom Kapitän persönlich eingeladen wird, dann geht man hin. Punkt. Als Besitzerin der Cruise-Goldkarte bekomme ich nicht nur eine MSC-Anstecknadel und einen kostenlosen Obstkorb mit vier verschiedenen Früchten, sondern habe auch gewisse Verpflichtungen, denen ich trotz mangelnder Freizeit wohlwollend nachkommen muss. Punkt.

Die Beverly Hills Lounge auf Deck 5 ist unter den Gefrierpunkt gekühlt. Ich meine, aus dem Augenwinkel einen Pinguin im Frack gesehen zu haben. Apropos Frack. Die Modenschau beginnt. Ladies, der rote Teppich liegt, der Kapellmeister bittet zum Aufmarsch.

Von Diskokugel, über völlig fehl interpretierte Abendgarderobe bis zu experimentellen Ballkleidern, die mindestens 2 Konfektionsgrößen zu klein gewählt wurden, war eine reiche Auswahl an längst in Vergessenheit geratenen Kleidungsstücke der letzten Jahrzehnte dabei. Einen schlechten Geschmack kann sich eben jeder leisten. Da drüben hat jemand Tiffy auf dem Gewissen! Das gelbe Federvieh endete als bodenlanger Tellerrock. Falten, ja, Falten sind auch unterwegs, die einen tragen sie übermalt im Gesicht, die anderen am Kleid. Man muss eben wissen, was man tragen kann. 

Sagenhaft, die reichhaltige Auswahl an bedenklicher Herrenbekleidung. Es gibt einen Jamie Oliver des schlechten Geschmacks. Brokatjacket mit der wunderbar bunten Phantasiewelt aus Avatar, rote Nike Neoprenschuhe mit kontrastreichen Sportsocken, Ganzkörperlederimitananzüge mit Hüftgürtel. Meine Herren, lasst Euch doch bitte beraten, manchmal wird Mut einfach doch nicht belohnt!

Da ist er! Der Christoph Kolumbus der sieben Weltmeere, der D´Artagnan der östlichen Hemisphäre, der Jack Sparrow des Persischen Golfs, der Marco Polo der preiswerten Reiseliteratur. Der Kapitän ist da! Salvatore oder Luigi oder so. Jedenfalls habe ich den Namen schon mal bei einer Barailla-Werbung gehört. Da steht er nun in voller Pracht und mit straff sitzendem weißem Anzug und ist bereit, die Damen glücklich zu machen. Rollatoren stehen verweist in den Ecken, Gehhilfen fliegen ungeachtet möglicher Opfer in alle Richtungen. Ein Wunder! Lahme können wieder gehen. Ich glaube links in der Ecke hat sich gerade eine Mumie ausgewickelt. 

Es fliegen Kabinenkarten, Stützstrümpfe und das ein oder andere benutzte Rheumapflaster. Wäre er wohl besser auf der Brücke geblieben. 

PS: Hat ein Kapitän eigentlich auch Brückentage? 

Wenn ich die Region um Khasab beschreiben würde, dann fallen mir unzählige Begrifflichkeiten dafür ein. Nur um einige wenige zu nennen: Gebirge, Steine, Felsen, Steine, Felsen, Gebirge. Gebirge. Felsen. Steine. Gebirge. Die Felsen stehen entspannt im Wege rum, ein Stein unaufgeregter als der andere. 

Hier in 1.500 m Höhe herrscht vollends friedliche Grundstimmung. Ab und zu sorgt ein hektisch flatternder Schmetterling für leichte Unruhe oder eine bunt gescheckte Bergziege, stolpert orientierungslos auf die andere Wegseite. Im Vergleich dazu ist das Death Valley eine Partymeile. 

Auf dem Gipfel des Jebel Harim, in 2.000m Höhe (der Höchste Berg der Region übrigens), herrschen Temperaturen wie in einer gut unterkühlten Beziehung. Der Wind ist rau und die Aussicht eingeschränkt. Sonnenmilch braucht man hier oben heute nicht, eher Frostschutzmittel und die gute Daunenjacke von glücklichem Federvieh aus Spitzbergen, die bedauerlicher Weise hübsch entspannt in Kabine 9049 hängt. – Dennoch, schön isses hier oben. Und so friedlich.

Mohamed, unser Fahrer, war Ägypter, der am Oman mal so gar nichts toll fand. Er war jedoch stets bemüht, uns die Schönheit des Landes mit dem nötigen Enthusiasmus und Tourismusgrundwissen nahezubringen. Wir waren zwar sehr wortkarg, dafür aber äußerst aktiv unterwegs. Wir kletterten auf Berge, in alte Gemäuer, auf riesige Felsen und dicke Steine und in unterirdische Häuser. Wir bewunderten minutenlang in Felsen eingeschlossenes Meeresgetier, dass vor Jahr Millionen offensichtlich nicht schnell genug weglaufen konnte, als die Erde sich zu bewegen begann und entschied, ein wenig mehr Stimmung in den Oman zu bringen. Und jetzt ist es so schön friedlich hier oben.

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Wetter: von 24 bis 14 war alles dabei
Route: von Khasab nach Muscat, Oman