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All posts for the day Juli 12th, 2018

Das einzig Gute an dieser Vorstellung waren die drei Gemüsechips und das hausgemachte Schokoladenmacaron, das auf einem kleinen Tellerchen am blauen Samtsesselchen auf mich wartete. Der Welcome-Cocktail mit der roten Macarena-Kirsche und der weiß-wässrigen Flüssigkeit mit Rosmarinstengel sollte vermutlich ein experimenteller Gruß von der Bar sein, entpuppte sich jedoch als geschmacksneutral und wenig trinkenswert. 

Im Vor-Cirque-du-Soleil-Programm sang eine Brasilianische Sängerin brasilianische Volksweisen und ließ sich von 2 brasilianischen Musikern mit brasilianischen Rhythmen begleiten. Sie trug die Frisur einer Reinigungsbürste, wie man sie im Spülbecken der heimischen Küche kennt. Ihre Kleidung hat sie sich sicher von Modekreateur Christiooon von „Chrsitiooons Mode Instant Fashion Show“ geliehen. Der kann nämlich aus 2 Tischdecken und einer Stoffserviette ein Cocktailkleid mit Hut zaubern. Irgendwann war ihr Repertoire an brasilianischen Liedern mit brasilianischen Klängen zu Ende und meine Härchen in meinen Öhrchen begannen sich wieder normal zu verhalten.

Die Show war ganz ok. Das Thema habe ich leider nicht verstanden. Ich vermute, es ging um einen kreativ stark eingeschränkten Maler, der mit Hilfe von LSD oder Chrytal Meth und einem bunten Sortiment an Medikamenten, die es definitiv nur unter dem Apothekertisch gab, bunte Kreise und Quadrate sah und sich auf die Suche nach seiner Muse machte. Auf dem Weg dorthin begegnete er unlustige Clowns und komischen Charakteren, die sich mir auch nach dem Trinken des geschmacklosen weißen Cocktails nicht erschlossen haben. Am Ende war irgendwie alles gut oder ich hab auch das nicht begriffen. Vielleicht reicht mein Horizont auch nur vom blauen Samtsessel bis zum Kinderbuffet. 

Heute ist Tag der Eisbären. Ich werf mir nen weißen Pelz über, futter mir ordentlich was an und erschrecke hier und da den ein oder anderen Kreuzfahrttouristen. Mein Gemütszustand ist dem eines Eisbären nicht unfern. Er lässt sich äußerst schlecht vorhersagen, genau so wie der eines Topmodels. Hungrig? Neugierig? Aggressiv? Heute ist von allem etwas dabei.

Am Buffet ist er eher als aggressiv einzuordnen. Denn all die Menschen, die nur Singen und Klatschen in der Schule hatten, trödeln gemächlich auf der Überholspur vor sich hin und blockieren die eiligen Rechtsabbieger, die noch schnell vor Buffetschluss und der einbrechenden großen Hungersnot das ein oder andere frisch gebackene Pizzastückchen auf den Teller legen möchten. Ja, die Pizza hat mit der Arzt verschrieben. Dr. Oetker.

Hungrig war ich den ganzen Vormittag nicht. Denn erst um 14 Uhr hat sich mein Körper entschieden, wach zu werden. Wowowowowowou, falsch, zurück…. Denn erst um 14 Uhr habe ich meine Augen mit einem vorsichtigen Aufschlag öffnen können. Gesicht und Körper fühlen sich an, als wären sie als Sieger von einem Boxkampf der Schwergewichtsklasse aus dem Ring gestiegen. Ich überlege kurz was mir nicht weh tut. Oh, da links, die eine Haarspitze scheint nichts abbekommen zu haben. Ich fühle mich tatsächlich wie Nachbars Lumpi, den ein Schwerlasttransport an der Kreuzung mehrfach überfahren, wieder zusammengenäht und weitere 3 Male überfahren hat. 

Ach ja, und ich habe Kopfweh. Ich glaube, mein Heiligenschein drückt.

Route: Von Spitzbergen zum Nordkap
Wetter: grau in allen Schattierungen, Seegang ok