Das Abendessen glich einem Meditationskurs für Fortgeschrittene. Bis zur Bestellung wäre es für Schnellleser problemlos möglich gewesen, alle Bände von Krieg und Frieden und Anna Karenina durchzublättern. Ich übte mich darin, meine französischen Tischnachbarn zu verstehen, die bedauerlicher Weise kein englisch sprachen. Ich glaube, es kam zu einigen Missverständnissen.
Nach dem Abräumen der Vorspeise und vor dem Servieren des Hauptgangs hing ich in einer Zeitschleife. Trotz äußerst damenhaften Benehmens, den 10 cm hohen Absätzen, in denen Sitzen schon eine Herausforderung war und meinen „Russisch Roulett“ roten Nägeln kam der gewählte Hauptgang nicht schneller an meinen Tisch. Die Zeit verging und meine gute Laune verabschiedete sich ebenfalls. Nicht ohne den seit Stunden geübten strafenden Blick zum Kellner verließ ich vor dem Hauptgang das ohnehin überfüllte und viel zu laute Restaurant.
Die See war äußerst wohlwollend, die Bar einladend und meine Highheels mussten eingelaufen werden. Die große Runde über das Schiff zeigte das ganze Ausmaß an Winzigkeit. In nur wenigen Minuten hatte ich alles gesehen und sogar die kleine Schiffskapelle gefunden, die sich zwischen Internetcafe und Konferenzcenter in einer Nische zu verstecken versuchte.
Aber zurück zur Bar, die jetzt einzig und allein mein Leiden lindern konnte. Hier nahm das Schicksal seinen Lauf. Lemmingtanz. Händeklatschen, links drehen, rechts drehen, Händeklatschen. Rechts drehen, links drehen, Händeklatschen. Der dritte Cocktail zeigte, was er drauf hatte. Wirklich, so schwer ist das gar nicht mit dem Händeklatschen!