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All posts for the day Dezember 25th, 2016

Es ist heiß. Sehr heiß. Sehr, sehr heiß. Meine Flipflops hinterlassen einen Gummiabdruck auf Deck 11. Noch ein paar Meter mehr und von meinem Schuh bleibt nur noch der Zehentrenner übrig. Die Sonne brutzelt einem das Gehirn weg. Viele scheinen auch schon gar keins mehr zu haben. Bei 32 Grad und ohne auch nur einen winzig kleinen Luftzug (es gab nicht mal einen minimalistischen Fahrtwind – warum eigentlich nicht?), garen sie in der chilligen Mittagssonne vor sich hin. Es duftet nach Bizzbruin, Nivea und Ambre Solair. Letztes verwende übrigens ich. Manchmal kommt noch der Geruch von Axelschweiß dazu und Stinkefüßen – nein, nicht von mir. Eine hochbrisante Mischung, die mich aus einem wunderschönen Schlummerland mit kalorienfreien Mangotörtchen und twistenden Chipmunks ungefragt in die Realität zurück katapultierte. Und dann war da noch dieser Grillgeruch, der entweder von der Burgerstation oder vom Sonnendeck der Alterslosen in meine Nase kroch. Ein Vormittag mitten auf dem indischen Ozean, wie er fast nicht hätte schöner sein können.

Ich war Tango tanzen. Falsch ausgedrückt. Ich habe mit 60 anderen Reisenden den Tango-Grundschritt, eine Drehung und eine Promenade gelernt. Hui, was für eine Herausforderung! Sah ich mich doch schon auf den großen Tangofestivals dieser Welt tanzen. Aber da ich mich heute nur aus der Kabine bis zur Sonnenliege und nach einem kurzen Umweg über die Shoppingmall wieder zurück in meine weihnachtlich geschmückte Kabine bewegt habe, ist ein klein wenig sportliche Betätigung ja was Feines. Bedauerlicher Weise steht Tango Argentino nicht auf der Animationliste für den gemeinen Kreuzfahrt-Reisenden und so dachte ich, mach ich einfach mal mit beim Hausfrauengrundschritt slow, quick, quick, slow. Da kann ja auch nicht so viel schief gehen. Also slow, quick, quick, slow und slow, quick, quick, slow. Und das Ganze dann noch ein bis 12 mal hintereinander. Selbst für Bewegungslegasteniker wie mich eine durchaus schaffbare Schrittkombination. Slow, quick, quick, slow und slow, quick, quick, slow. Scheinbar blieb mein hervorstechendes Tanztalent nicht ganz unbemerkt -an dieser Stelle danke Santiago für die Vermittlung des argentinischen Tanzgutes in unseren so schweißtreibenden Privatstunden- und so durfte ich mal alles eben schön vortanzen. Ja, Dankeschön Santiago!

Ort: irgendwo im indischen Ozean, nur noch wenige hundert Seemeilen vor den Seychellen