Heute Abend wird die weiße Nacht gefeiert. Ich habe beschlossen in schwarz diese elustere Tanzveranstaltung zu besuchen. Ich bin gern für ein wenig farbliche Abwechslung. Zudem verschwindet man derartig gekleidet schnell in den dunklen Ecken der Lounges und kann unbemerkt beobachten.
Ich stelle fest, dass definitiv nicht jedem die Farbe Weiß steht. Ein junges Mädchen, etwa 10 Jahre alt, mit dem Kampfgewicht eines ausgewachsenen Babyelefanten, hätte besser die letzten Cremetörtchen auf dem Teller gelassen. Auch die Samtschleife und die zahlreichen schwarzen Punkte auf dem weißen Puffärmelkleidchen täuschten nicht über ihre unvorteilhaft betonten Problemzonen hinweg.
Das ältere Pärchen am Nachbartisch wäre auch mit weniger Weiß gut bedient gewesen. Ihr Kleid war durchsichtig und hatte den Stoff eines feinmaschigen Moskitonetzes. Drunter trug sie eine Art Bandage, die offensichtlich ihr antrainiertes Körperfett beisammenhalten sollte. Aber manchmal ist man eben auch gegen Naturgewalten machtlos. Ich bemerke dazu, Stil ist definitiv nicht nur das Ende eines Besens.
Seine Hose ist viel zu klein und das Jacket viel zu groß. Die goldenen Knöpfe stammen sicher aus dem Nähkästchen von Frankensteins Mutter und hätten mal wieder aufpoliert werden können. Dafür hat er aber schöne Zähne. So schön wie Sterne. Gelb und weit auseinander. Und seine weißen Lackschuhe beeindrucken mich ein wenig.
Oh nein, das Animationsprogramm mit Lemmingtanz geht los. Ich muss weg.
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Nachdem die Chipmunks offensichtlich in Victoria ausgewildert wurden, läuft nun in Dauerschleife der George Michael Last Christmas-Gedächtnissong. Es ist unmöglich, sich den hell klingenden Glöckchen zu entziehen. Überall warten sie auf einen. Selbst im Fahrstuhl ist man nicht mehr vor ihnen sicher. Nach der fünften Runde „I gave you my heart but the very next day schalali und schalala“ wünsche ich mir die knuffigen Chipmunks zurück.