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Was kann der Mauritianer am Besten?

1. Hupen — gern ohne triftige Gründe und einfach mal nur so weil die Sonne scheint, die Hupe so schön klingt oder der nächste Hörtest wieder fällig ist

2. Shoppen — mit utopisch lauter Musik, die das Etikett in den Händen zum Zittern bringt und eine verbale Verständigung unmöglich macht. Gern gekauft werden Plastikblumen. Auch Spielsachen, die die Geräuschkulisse eines startenden Airbusses realistisch nahe kommen. Bei allem ist extrem viel Farbe dabei und das Gütesigel Made in Malaysia oder wo sonst noch dieser knallbunte Plastik zusammengeklebt wird.

3. Sich durch noch so enge Straßen, Märkte und Minilädchen zu quetschen und dabei auf größtmöglichen Körperkontakt zu achten. Ja, der Mauritianer braucht Nähe, sehr viel Nähe, sehr, sehr viel Nähe.

4. vegetarische Paninis toasten — ja, die Paninis sind Weltklasse!

12,5 km durch eine hitzige, brodelnde Stadt und was ich ganz blitzschnell gelernt habe:

1. Laufe auf der Straße um den überfüllten architektonisch viel zu eng angelegten Bürgersteigen zu entfliehen.

2. Überquere die Straßen zwischen den Autos und unberücksichtigt von heranrasenden Mopeds – ein breites Lächeln hilft die Bremse auszulösen.

3. Richte den Blick immer -und ich meine wirklich immer- nach unten, andernfalls fällst du in tiefe schwarze Löcher, lange Gräben oder riesige Wasserrinnen, trittst ins Leere, weil mal eben einfach so Stufen fehlen, die vermutlich an anderer Stelle spontan wieder auftauchen, — aha, da sind sie ja … stößt dir die Zehen, weil plötzlich und ganz überraschend Stufen die abenteuerliche Wegeführung bereichern, stolperst über Müll und vergessenen Utensilien des täglichen Lebens, wickelst dir Stromleitungen um den Hals, brichst dir die Knochen, weil irgendwas einfach so im Weg liegt oder bleibst spontan in einem Bodengitter hängen. Ja, die Möglichkeiten der Verunfallung in den Straßen von Port Louis sind zahlreich, vielfältig, hochgradig kreativ und artenreich ausgeprägt.

Ort: Port Louis
Gelaufene Stecke: 12,5 km
Wetter: 31 Grad

2:35 Uhr. Ich kämpfe angestrengt für mehr Gelassenheit auf dem nicht altersgerecht ausgeleuchteten Flughafen in Dubai. Überall schlafende Menschen, eingemummelt in Decken und Jacken. Ein lautes Surren der Klimaanlage, die allen sonnenverwöhnten Emiraties vermutlich einen Tag in den winterlichen Alpen näher bringen sollte und das typische Geräusch rollender Koffer über Fließbänder hindern mich daran, von rosafarbenen Einhörnern zu träumen und winzige Feen durch den Wald fliegen zu sehen. Kleine Fahrzeuge, weihnachtlich mit grünen Girlanden, roten Blüten und unzähligen Zuckerstangen geschmückt, fahren voll beladen mit gehschwachen Menschen durch den Terminal und hupen sich unaufhörlich den Weg frei. Es gibt zwei verschiedene Töne, die sich in sekundenschnelle den Weg ins Mittelohr frästen und sich mit Wiederhaken dort festsetzen. Keiner der beiden klingt annähernd nach leicht säuselnden Glöckchen, die man von der Helene-Fischer-Weihnachts-CD so kennt. Untermalt wurde dieses Grundrauschen von quengelnden Kindern und genuschelten Flugansagen. Ja, ein Tinnitus wäre ein Segen gewesen. Guten Morgen Dubai!

Weitere 7 Stunden Flug lagen vor mir. Und die Hoffnung nach Stille in einem halbleeren A380. Sagen wir so: Der A380 war es schon, aber halbleer und Stille fanden sich in der echten Welt definitiv nicht in dieser Kombination wieder. Ja, Realität ist was für Menschen, die Angst vor Einhörnern haben. — Ich trotze den grausamen Tatsachen, bastel mir ein Bett aus Feenstaub und Konfetti und knetete mich in eine sportmedizinisch betrachtet sehr riskante Position. Ich wußte, daß mein Erwachen von grausamen Schmerzen und äußerst schlechter Laune dominiert sein würde.

Durchgeschlafen, Knochen sortiert, Körper auseinander gefaltet so gut es meine eingeschränkte Motorik noch hergab. Die tief gefurchten Druckstellen auf meinem Gesicht ließen auf eine sehr unkomfortable Haltung schließen. Aber alles egal. Guten Morgen Mauritius!

Ort: Mauritius
Wetter: 31 Grad und Sonnenschein