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Unsere nächste Herberge war nur einen Steinwurf von unserem Ponyhof entfernt, bei dem wir letzte Nacht auf Ponykissen, unter Ponydecken und stilvoll arrangierten Ponycollagen schliefen. Läge der Hügel nicht dazwischen, hätten wir schon mal schauen können, was bei den anderen so alles auf dem Frühstücksbuffet lag.

„Ich glaub, da hinten links hätten wir abbiegen müssen.“ Irgendwo im nirgendwo … ein Haus. Kein Hund, kein Schaf, keine Kuh, kein Pony. Die Tür verschlossen, eine Telefonnummer klebte am Rahmen. Ich drückte einen Klingelknopf und glaubte, einen krächzenden Raben gehört zu haben. Hatten die Monsters nicht auch so eine merkwürdige Türklingel? Egal. Ich schlich geduckt ums Haus herum und hoffte, keinen buckligen Troll zu treffen, der mich mit seinen Trollfreunden in ein modriges Loch zerrt.

Aus einem Nebengebäude schien jemand die auffälligen Aktivität auf seinem Hof zu beobachten und schlurfte, in den hier fuer die Winterzeit üblichen Badelatschen, auf mich zu. Eine sehr herzliche Begrüßung, eine ausführliche Hotelbegehung, ein unkomplizierter check-in. Wir waren die einzigen Gäste.

Vom laaaangen Flur gingen links und rechts die Zimmer ab. Unser Zimmer war das letzte auf der rechten Seite, direkt neben dem Notausgang. Im Zweifel, immer gut zu wissen.
Auf der gegenüber liegenden Seite unseres endlos langen Flures war ein gemütlich eingerichteter Gemeinschaftsraum mit Ledercouch, einem Kamin, Röhrenfernseher und einem funktionstüchtigen Piano. Suuuuper! Und wir waren die einzigen Gäste! Großartig! Ich sah mich schon heute Abend im langen, weißen Nachtgewand, einer brennenden Kerze in der linken und einem guten Glas Rotwein in der rechten Hand, lasziv ans Klavier gelehnt, bedächtig Edith Piaf singen. Oder vielleicht spielen wir auch einfach nur hingebungsvoll, in uns gekehrt und mit einem charmanten Lächeln auf den Lippen bekannte Melodien von Richard Clayderman. Vielleicht dekoriere ich die Bude auch einfach neu oder stelle die Möbel Feng-Shui gerecht um. Oder wir tauschen alle Türschlösser aus oder laden die Leute aus der Gegend zu einem kleinen Oktoberfest ein. – Ganz allein in einem Hotel. Niemand auf weiter Flur, nicht mal Schafe, die hier irgendwo die Wiese leer fressen. Und ich kann das kleine silberne Glöckchen an der Rezeption bis zum persönlichen Knock-out klingeln lassen. Großartige Vorstellung!

Frühstück gibt es von 8 bis 10, so sprach der Inhaber. Er deutete dabei durch die großen Panoramafenster des Eingangsbereiches, über die kleine Anhöhe, auf die unterhalb der Ringstraße liegende Tankstelle. Wenn man die Augen ganz fest zusammenkniff, konnte man sie sehen. Für Kurzsichtige standen Ferngläser bereit. Geschätzte Luftlinie, na ich würde sagen 550 m. Unter Berücksichtigung von Serpentinen 1 km. Aha, verstehe, der Weg zum Fruehstuecksbuffet wird etwas länger ausfallen und kann nicht ohne Jacke bewältigt werden. Aber was solls – wir haben sturmfrei und können lustige Dinge in einem menschenleeren Hotel tun!

Ort: verrate ich keinesfalls

Nur um keine Spekulationen aufkommen zu lassen, die letzen beiden Fotos sind nicht aus unserem Hotel. Wir waren heute im Hexen- und Magiemuseum Holmavik.